Kämpfen wir mit veralteten Methoden gegen Aids?

Statt neue Massnahmen gegen HIV und Hepatitis zu ergreifen, behalte die Schweiz ihr veraltetes Programm bei. Das kritisiert der Verein Hepatitis Schweiz.

, 25. August 2021 um 15:23
image
  • politik
  • hepatitis
  • hiv
Die Schweiz will ihr derzeitiges nationales Aids-Programm für zwei weitere Jahre beibehalten. Erst 2024 will der Bundesrat mit dem neuen Programm starten. Das sei viel zu spät, bis dahin drohe die Schweiz den Anschluss zu verlieren, kritisiert der Verein Hepatitis Schweiz diese Verschiebung.

Neue Therapien wären da

Das derzeit gültige nationale Programm gegen HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS) ist bereits zehn Jahre alt und wurde schon einmal um vier Jahre verlängert. Es dient als Grundlage für die Präventions- und Aufklärungsarbeit im Bereich HIV, virale Hepatitis und andere sexuell übertragbare Infektionen.
Doch warum ist das Programm zu alt? «In den letzten zehn Jahren konnten massive Fortschritte erzielt werden», begründet Bettina Maeschli, Geschäftsführerin von Hepatitis Schweiz. Hepatitis C sei heute dank neuer antiviraler Therapien unkompliziert und in wenigen Wochen heilbar. Und in der Aids-Prävention sei heute die Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP genannt, die wichtigste Massnahme. Auch sollten Hepatitis B und C in das nächste nationale Programm aufgenommen werden.

Unter 500 HIV-Fälle pro Jahre

Der Verein will deshalb, dass der Bund in den nächsten zwei Jahren trotz des alten Programms die neuen Bekämpfungsmassnahmen unterstützt.
Der Bundesrat seinerseits sieht keinen dringenden Handlungsbedarf: «Seit der Lancierung des Programms im Jahr 2011 hat sich die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Fälle bei deutlich unter 500 pro Jahr stabilisiert», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Bei den anderen sexuell übertragbaren Infektionen gibt es zwar eine Zunahme der neu diagnostizierten Fälle. Das BAG führt das aber vor allem darauf zurück, dass mehr getestet wird.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Der Numerus Clausus muss weg»

Seit Jahren fordern Ärzteverbände und Politiker die Abschaffung des NC. Nun könnte es sich konkretisieren.

image

Spitäler: Der Bundesrat fühlt sich nicht zuständig

Die Landesregierung bleibt dabei: Es liege an den Kantonen, eine intelligentere Spitalplanung aufzugleisen – nicht am Bund.

image
Gastbeitrag von Felix Huber und Guido Klaus

Koordinierte Versorgung braucht Anreize – keine neue Regulierung

Hausarztmodelle sind oft ein Rettungsanker für chronisch Kranke. Wenn wir nicht aufpassen, würgt das Spar-Massnahmenpaket des Bundes hier viele Chancen ab.

image

Anbieter des E-Patientendossiers erhalten Geld

Bis zu 30 Franken pro EPD-Eröffnung erhalten die Anbieter ab Oktober. So will der Bundesrat das Patientendossier vorläufig retten.

image

Werden Mammografien wegen Tardoc unrentabel?

Laut einer SP-Nationalrätin droht nun ein Rückgang bei den Mammografie-Screenings. Der Bundesrat widerspricht.

image

Fehlende Kenntnisse in der Komplementärmedizin

SP-Nationalrätin verlangt bessere Kompetenzen im Bereich Komplementärmedizin.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.