Hospizdienst Thurgau will den Tod enttabuisieren

Der Hospizdienst Thurgau erhält von den Genossenschafter der Raiffeisenbank Mittelthurgau eine Spende. Mit dem Geld will der Verein wichtige Sensibilisierungsarbeit leisten.

, 2. Juni 2022 um 07:00
image
  • hospiz
  • thurgau
  • sterben
Der Hospizdienst Thurgau hat von der Raiffeisenbank Mittelthurgau 50’000 Franken erhalten. Das Geld stammt aus dem mit 300’000 Franken dotierten «Domino»-Impulsprogramm.
«So viel Geld auf einmal haben wir noch nie bekommen in den 14 Jahren, seit denen es den Hospizdienst gibt», sagt die Geschäftsführerin des Hospizdienstes Thurgau, Marina Bruggmann.
Für den Verein biete sich nun eine grosse Chance, die vielen Menschen zu sensibilisieren, die von der Begleitung und Unterstützung der freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren könnten, sagt Bruggmann.

Ziel: Bekanntheit steigern

Lukas Weinhold, Vizepräsident des Vereins, sagt: «Wir werden ein gutes Projekt ausarbeiten, um in die Öffentlichkeitsarbeit zu investieren.»
Der Hospizdienst Thurgau möchte also sein Angebot bekannter machen. Die Geschäftsführerin des Vereins räumt denn auch ein: «Leider wissen viele Menschen im Thurgau noch nichts von unseren wertvollen Diensten.»

Tod enttabuisieren

Der Verein wolle insbesondere diejenigen Menschen erreichen, die, weil es sie noch nicht betreffe, sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen würden, so Bruggmann. Denn, wenn es dann so weit sei, seien viele überrumpelt und mit der Situation überfordert. «Unser Auftrag ist es, den Tod zu enttabuisieren – der Tod gehört zum Leben wie die Geburt», sagt sie.

Ein Freiwilliger erzählt

Der Hospizdienst Thurgau zählt 60 Frauen und Männer, die ehrenamtlich als Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter arbeiten (s. Box 2). Einer von ihnen ist Peter Schneider. Für ihn sei es immer sehr beeindruckend und bewegend, wenn er Menschen, die an der Schwelle zum Tod stünden, in ihren letzten Stunden begleiten dürfe, sagt der pensionierte Musiklehrer aus Leimbach. Er sei jedes Mal zutiefst berührt, wenn er solchen Menschen beim Übergang vom Diesseits ins Jenseits liebevoll und unterstützend zur Seite stehen könne.

Hospizdienst entlastet Angehörige

Anders als in gewissen Kantonen gibt es im Thurgau kein Sterbehospiz – der Hospizdienst Thurgau ist ambulant organisiert. Eine Sterbebegleiterin oder ein Sterbebegleiter kommt vorbei, wenn Angehörige Hilfe und Unterstützung benötigen. «Der Hospizdienst entlastet überall dort, wo Angehörige, Bezugspersonen und pflegende Dienste mit ihrer Zeit und ihren Kräften an Grenzen stossen», fasst die Geschäftsführerin des Hospizdienstes Thurgau zusammen. 

Über den Hospizdienst Thurgau

Insgesamt 60 Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter arbeiten ehrenamtlich für den Hospizdienst Thurgau. Im vergangenen Jahr haben sie 2’600 Einsatzstunden geleistet. Der Verein wird durch Spenden und Beiträge des Kantons sowie der beiden Landeskirchen finanziert. Die Geschäftsstelle befindet sich in Weinfelden, wo vier Mitarbeiterinnen in einem Gesamtpensum von 90 Stellenprozenten tätig sind. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Thurgau hebt Besuchsverbot auf – was hat es gebracht?

Immer noch sind Besuche in einigen Spitälern der Ostschweiz lediglich in Ausnahmefällen möglich. Die Spital Thurgau AG hat dies nun geändert. Wie begründet das Spitalunternehmen seine bislang restriktive Besuchsregelung?

image

Thurgau: Die Chefärzte schlagen Alarm

Aufgrund der steigenden Anzahl an Covid-Patienten ist die Gesundheitsversorgung auch für andere Patienten eingeschränkt. Nun fordern die Chefärzte schärfere Massnahmen, um eine Triage zu verhindern.

image

Spitäler müssen IPS-Personal zur Verfügung stellen

Der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin ergreift weitere Corona-Massnahmen: Er verpflichtet die Thurgauer Spitäler und Kliniken dazu, bei Bedarf Fachpersonal für den Betrieb der Intensivstationen bereitzustellen.

image

Todesfälle KSSG: Strafuntersuchung eingeleitet

Der Tod der beiden angehenden Fachfrauen Gesundheit am KSSG erschütterte und beschäftigte. Nun hat die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen eine Strafuntersuchung eingeleitet.

image

Covid-19: Dürftiges Testangebot in Frauenfeld?

In Frauenfeld kann man sich in zwei Apotheken sowie im Testzentrum von Misanto testen lassen – aber nur mit Voranmeldung. Reicht das aus für eine Kantonshauptstadt?

image

Covid: Forscher vergleichen weltweite Sterberate

Ein deutsch-israelisches Forscherteam hat die Sterbedaten von 103 Ländern und Territorien während der Corona-Krise verglichen. Das sind ihre Ergebnisse.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?