Hirslanden schafft Ombudsstelle für Patienten

Es ist eine politische Aktion: Die Privatklinik in Zürich will dem Verdacht entgegenwirken, Grundversicherte abzuwimmeln.

, 21. September 2017 um 09:36
image
Die Klinik Hirslanden hat die KPMG AG mit der Führung einer externen, unabhängigen Ombudsstelle beauftragt. Diese ist für Patienten gedacht, welche sich von der Klinik Hirslanden abgewiesen fühlen oder der Ansicht sind, dass sie eine ungebührend lange Wartezeit in Kauf nehmen mussten.
KPMG werde sämtliche Beanstandungen in einem anonymisierten Bericht zusammenfassen und jährlich öffentlich bekanntgeben, teilt die Hirslanden-Gruppe mit.
Im Hintergrund steht, dass die Zürcher Hirslanden-Klinik unter politischem Druck steht. Sie ist auf der Spitalliste, aber in der Politik wird ihr regelmässig vorgeworfen, grundversicherte Patienten abzuweisen oder mit langen Wartezeiten abspenstig zu machen. Der Anteil der Grundversicherten in der Klinik über dem Zürichsee lag zuletzt bei 24 Prozent (2015). Konzernweit setzt sich der Patientenmix aus 45 Prozent grundversicherten Patienten, 31 Prozent halbprivat und 24 Prozent privat Versicherten zusammen.

«…in vertretbarem Rahmen»

Die Hirslanden-Konzernleitung widerspricht den erwähnten Verdächtigungen, aber sie kursieren weiter. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass bei der Ombudsstelle bei der Zürcher Ärztegesellschaft kaum Meldungen eingehen – sie war eigens für die Klinik Hirslanden geschaffen worden. 
Ein Bericht der Zürcher Gesundheitsirektion befand im letzten Winter, dass «in der Durchschnittsbetrachtung aller Fälle» keine Benachteiligung von nur grundversicherten Patienten vorlag: «Die durchschnittliche Wartezeit für Wahleingriffe liegt im vertretbaren Rahmen.»
In einem neuen Schritt beauftragt die Klinik Hirslanden nun also KPMG, dafür eine Anlaufstelle zu gründen. Die Auditingfirma soll die Beanstandungen erfassen und an die Privatklinik weiterleiten; ferner wird sie einen anonymisierten Bericht verfassen und auf ihrer Homepage veröffentlichen.

«Grössmögliche Transparenz»

«Mit dieser unabhängigen Ombudsstelle schafft die Klinik Hirslanden grösstmögliche Transparenz, um daraus zu lernen und die Prozesse im Hinblick auf eine optimale Patientenbetreuung weiter zu verbessern», sagt Klinikdirektor Dietmar Mauer.
Auch in St. Gallen befand die Kantonsregierung im Frühjahr, dass die Klinik Hirslanden Zürich die Kriterien für einen Verbleib auf der St. Galler Spitalliste nicht erfülle – der Anteil der Zusatzversicherten sei dort zu hoch. Nun wurde eine Übergangsfrist gesetzt.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ein Verein will das GZO Spital Wetzikon retten

Ein Hauptanliegen ist es, der allgemeinen Verunsicherung über die Zukunft des Spitals entgegenzutreten.

image

Auch die Bündner Regierung baut einen Rettungsschirm für Spitäler

Die Überlegung: Die Spitäler verdienen zu wenig. Zugleich sind sie nicht kreditwürdig. Also muss der Kanton einspringen.

image

Stadtspital Zürich legt IT, Beschaffung und Betrieb zusammen

In der Folge gibt es auch zwei neue Mitglieder der Spitalleitung.

image

Psychiatrie-Zentrum Engadin / Südbünden zieht ins Spital Samedan

Die heutigen PDGR-Standorte in Samedan und St. Moritz werden aufgelöst.

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.