Herzkrank und Sex? Die Herzstiftung bricht ein Tabu

Nach einem Herzinfarkt oder einer OP leidet das Liebesleben vieler Betroffenen. Darüber zu sprechen, ist allerdings sehr schwierig. Die Herzstiftung bricht das Schweigen.

, 27. Juli 2022 um 12:07
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Ein Herzinfarkt oder andere einschneidende Herzkrankheiten können heute in der Regel sehr gut behandelt werden. Trotz moderner Herzmedizin müssen Herzpatienten in ihrem Alltag mit diversen Herausforderungen leben. So können schöne Momente wie der gewohnte tägliche Sport oder das Liebesleben plötzlich zur Belastung werden. 
«Weil Sexualität nach wie vor ein Tabuthema ist, werden Schwierigkeiten nicht oder lange nicht thematisiert», schreibt die Schweizerische Herzstiftung in ihrem Communiqué. Mit der neuen Broschüre «Sexualität bei einer Herzkrankheit» will die Herzstiftung Betroffenen helfen, Unsicherheiten und Probleme anzusprechen sowie Unterstützung zu finden (siehe Informationen weiter unten).

Todesängste und der Libidoverlust

«Ein Herzinfarkt ist für zahlreiche Patientinnen und Patienten mit Todesängsten verbunden, also ein traumatisches Erlebnis», sagt Professor Jean-Paul Schmid, Chefarzt Kardiologie der Klinik Gais. «Entsprechend leiden viele Betroffene noch Monate oder Jahre psychisch darunter, Angststörungen und Depressionen sind in 20 bis 40 Prozent der Fälle die Folge.»
Grosse Unsicherheit herrscht laut Schmid bezüglich der Frage, was man sich körperlich überhaupt noch zutrauen darf. Eine verbreitete Angst der Patientinnen und Patienten sei, dass Sexualität eine zu grosse Belastung darstelle und damit Herzbeschwerden oder gar ein neues Ereignis auslösen könne. Gleichzeitig können körperliche Beeinträchtigungen oder Medikamente die Lust und die Leistungsfähigkeit einschränken. 
 «Wichtig ist, solche Probleme rechtzeitig beim Arzt oder der Ärztin anzusprechen», so Schmid, «um übertriebene Ängste abzubauen und allenfalls Lösungen zu finden». Neben medizinischen Therapien bieten sich auch eine kardiopsychologische oder sexualtherapeutische Beratung an. Doch dazu komme es oft nicht. «Viele Betroffene, die sich ein Gespräch wünschen, trauen sich noch immer nicht, ihre Schwierigkeiten zu äussern», gibt der Professor zu bedenken. 

Broschüre hilft beim ersten Schritt

Um Betroffenen den ersten Schritt zu erleichtern, hat die Schweizerische Herzstiftung zusammen mit Fachpersonen aus der Kardiologie, Kardiopsychologie und Sexualtherapie eine neue Patienteninformation entwickelt. 
Die Broschüre «Sexualität bei einer Herzkrankheit» geht der Frage nach, welche konkreten Probleme die Sexualität vieler Herzpatientinnen und -patienten belasten. 
Sie zeigt auf, was sie und ihre Partnern zusammen mit Fachpersonen unternehmen können und welche Alternativen sich anbieten, wenn der Sex nicht mehr wie gewohnt möglich ist. 
Die 16-seitige Broschüre ist gratis und hier erhältlich. 
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