Herzklappen-Ersatz von Schweizer Medtech-Firma auf dem Vormarsch

Die Herzen dreier Kindern schlagen jetzt mit einer bioabsorbierbaren Herzklappe. Rückendeckung erhält die in der Schweiz gegründete Firma Xeltis von international hoch angesehenen Herzspezialisten – auch aus der Schweiz.

, 6. Oktober 2016 um 10:27
image
  • forschung
  • kardiologie
  • herzchirurgie
Die schweizer-niederländische Medtech-Firma Xeltis entwickelt bioabsorbierbare Herzklappen und Gefässe, die es dem körper­eigenen Gewebe ermöglichen, sich selbst zu erneuern und das Implantat schliesslich abzubauen.
Von der Methode könnten bis zu 80’000 jährlich mit Herzfehler geborenen Kinder profitieren, erklärte CEO Laurent Grandidier im Frühjahr in einem Beitrag der «Handelszeitung».

Erfolgreiche OPs in Ungarn und Polen

Diese Woche gab das Unternehmen an der Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Herz-Thorax-Chirurgie einen klinischen Erfolg bekannt: Patienten zeigten zwei Jahre nach der Operation positive Resultate bezüglich der Funktionalität ihres Implantats.
Im Rahmen der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie «Xplore-I» wurden zudem bereits drei Kinder in Ungarn und Polen erfolgreich operiert, heisst es weiter. Leitender Studienarzt ist der Schweizer Herzchirurg Thierry Carrel, Professor für Chirurgie an der Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital Bern.

Lob von Thierry Carrel

«Die 2-Jahresdaten der Medizinprodukte von Xeltis sind beeindruckend», so Herzchirurg Carrel in einer Mitteilung.
Die Nutzung von patienteneigenem Gewebe für die Rekonstruktion und den Ersatz von erkrankten Herzklappen bei Kindern könnte dem Herzspezialisten zufolge das Risiko von Komplikationen und wiederholten Eingriffen senken, welche bei Tier- und Spenderimplantaten beobachtet werden. 

Firma steht auf den Schultern von Riesen

«Wir sind sehr zuversichtlich im Hinblick auf diese Technologie, da Kinder aus den Vorläufer-Machbarkeitsstudien zu bioabsorbierbaren Blutgefässen zwei Jahre nach der Implantation hervorragende Resultate zeigen», erklärt Carrel weiter. 
Der bekannte Herzchirurg aus Bern und Co-Chefarzt bei der Hirslanden Klinik Aarau sitzt bei Xeltis im Advisory Board. Aber nicht nur er. Das vor zehn Jahren als spin-off der Uni Zürich gegründete Unternehmen steht buchstäblich «auf den Schultern von Riesen» aus der internationalen Herz-Szene.
Nebst Carrel sitzen im Advisory Board:
  • Francesco Maisano – Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie am Universitätsspital Zürich
  • Stephan Windecker – Direktor und Chefarzt Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital Bern
  • Volkmar Falk – Ärztlicher Direktor und Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefässchirurgie des Deutschen Herzzentrums Berlin 
  • Martin B. Leon – Director at the Center for Interventional vascular Therapy at Columbia University Medical Center/New York-Presbyterian Hospital
  • Michael Mack – Medical Director, Cardiovascular Surgery bei Baylor Health Care System
  • Christian M. Spaulding – Direktor Kardiologie am European Hospital Georges Pompidou

Auch VR-Präsident von Aevis sitzt im VR

Auch das Board of Directors (Verwaltungsrat) kann auf Grössen im Gesundheitswesen und auf das Know-How von Gesundheitsprofis zurückgreifen. 
Know-how in das Medizintechnikunternehmen bringen ein:
  • Christian Wenger, Präsident Verwaltungsrat Aevis Victoria
  • Laurent Grandidier, CEO Xeltis 
  • Michel Darnaud, Chairman und Präsident Cardiac Surgery Sorin Group
  • Clemens van Blitterswijk, Partner LSP
  • Guillaume Connan, Managing Director Chabé
  • Vanessa Malier, Partner Kurma Partners
Die Xeltis-Technologie ist erst in der Erprobungsphase und noch nicht zum Vertrieb zugelassen. Nebst Investoren wie Life Sciences Partners aus Holland, Kurma Partners aus Frankreich und VI-Partners aus der Schweiz setzen allerdings diverse private Aktionäre auf Xeltis.
In diesem Video erklärt Xeltis-CEO Laurent Grandidier die bioabsorbierbare Herzklappe:
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Woran orthopädische Chirurgen leiden

Probleme an Händen, Hörschaden oder Krebs. Die Bandbreite der berufsbedingten Beschwerden bei Orthopäden ist gross, wie eine Umfrage aus den USA zeigt.

image

Abwasser-Monitoring soll Antibiotika-Resistenzen überwachen

Bald könnte das Abwasser nebst Sars-Cov-2 auch auf andere Krankheitserreger ausgeweitet werden. Doch nicht alle halten diese Idee für sinnvoll.

image

Herz-OPs sind wohl abhängig vom Versicherungsstatus – und teils sogar unnötig

Privatpatienten werden häufiger am Herzen behandelt als Allgemeinversicherte. Das zeigt eine neue Studie der Uni Basel und des Kantonspitals Aarau.

image

Steigt die Sterblichkeitsrate bei zu hoher Bettenauslastung im Spital?

Dieser Frage ging die Universität Basel Basel nach. Die Ergebnisse, die in einer Fachzeitschrift publiziert wurden, liefern eine neue Perspektive.

image

Patienten fühlen sich wohler, wenn sich Ärzte kennen

Wie gut ein Hausarzt mit seinen Kollegen vernetzt ist, kann die wahrgenommene Qualität einer Behandlung beeinflussen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.

image

Gibt es eigentlich «Nie-Covid»-Menschen?

Es könnte sein, dass es Personen gibt, die noch nie an Covid erkrankt sind. Allerdings lässt es sich nicht belegen – noch nicht.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.