Mehr Covid-Patienten in den Spitälern – tatsächlich?

Die Spitäler sollen wieder mehr Covid-Patienten verzeichnen. Stimmt das? Medinside fragte bei drei Spitälern und einer Privatklinikgruppe nach.

, 2. Februar 2022 um 09:28
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«Spitäler: Covid-Fallzahlen steigen auf den Bettenstationen», titelte Medinside gestern. Die Spitäler sollen aktuell wieder mehr Covid-Patienten verzeichnen. Die Insel Gruppe etwa betreut derzeit rund 100 Personen mit Covid-Infektion. Jedoch liege nur noch ein sehr kleiner Anteil auf der Intensivstation, sagte Philipp Jent, Leitender Arzt der Infektionsprävention und -kontrolle der Universitätsklinik für Infektiologie am Inselspital. 

Wie ist die aktuelle Lage in den Spitälern wirklich?

Medinside wollte wissen: Gibt es tatsächlich wieder mehr Covid-Patienten in den Spitälern? Oder wird das Ganze sogar eventuell aufgebauscht? Die Redaktion fragte bei der Hirslanden-Gruppe, beim Kantonsspital St. Gallen (KSSG), beim Luzerner Kantonsspital (Luks) sowie beim Universitätsspital Zürich (USZ) nach.
«In den vergangenen Wochen hatten wir trotz der hohen Infektionsfallzahlen nur einen moderaten Anstieg bei der Anzahl hospitalisierter Covid-Patientinnen und -Patienten zu verzeichnen», schreibt die Hirslanden-Gruppe. In den 17 Kliniken der Privatklinikgruppe werden derzeit insgesamt 50 Covid-Patienten betreut – 8 davon auf der Intensivstation (IPS).

KSSG: «Zahlen eher rückläufig»

Noch etwas entspannter scheint die aktuelle Lage am KSSG zu sein: «Es stimmt uns jedenfalls optimistisch, dass ein Anstieg der Hospitalisationen am KSSG trotz hoher Ansteckungszahlen bisher ausblieb», schreibt der Medienbeauftrage des KSSG. Die Zahl der Covid-Patienten schwankt aber: Am 10. Januar verzeichnete das Spital noch 24 Covid-Patienten, eine Woche darauf waren es lediglich deren 10 und gegen Ende des Monats stieg die Zahl der Covid-Patienten wieder auf 16.
Gestern verzeichnete das KSSG 20 Covid-Patienten, die auf einer Bettenstation isoliert werden müssen – 6 davon liegen auf der IPS. Tendenziell seien die Zahlen eher rückläufig, so das KSSG.

43 Covid-Patienten am USZ 

Am USZ hingegen nimmt die Anzahl der Covid-Patienten – insbesondere auf den Normalbettenstationen – leicht, aber kontinuierlich zu, wie das Spital mitteilt. Derzeit werden am USZ 43 Covid-Patienten behandelt, 13 davon werden intensivmedizinisch versorgt (Zahlen stammen von gestern).

Luks: «Auslastung mit Covid-Patienten nach wie vor hoch» 

Das Luks nennt keine konkreten Zahlen und verweist stattdessen auf die Informationen des Kantons zu den aktuellen Hospitalisierungszahlen der Luzerner Akutspitäler. In diesen werden derzeit insgesamt 58 Covid-Patienten betreut, 9 davon auf der IPS. Das Luks schreibt: «Die Auslastung mit Covid-Patientinnen und -Patienten ist am Luks nach wie vor hoch, schwankt aber seit ein paar Tagen stark. Dies macht Prognosen aktuell besonders schwierig.» Insbesondere auf den Bettenstationen sei die Zusatzbelastung aber deutlich spürbar.

Deshalb bleibe auch die Belastung hoch

Medinside wollte von den Spitälern noch wissen, ob die Belastung für die Mitarbeitenden weiterhin hoch sei oder ob diese etwas weniger zu tun hätten als während der Delta-Welle.
Wie die drei Spitäler und die Privatklinikgruppe mitteilen, werden aufgrund der hohen Infektionszahlen auch mehr Quarantäne- und Krankheitsausfälle bei den Mitarbeitenden verzeichnet. Deshalb bleibe auch die Belastung hoch, ist man sich einig. Das KSSG zeigt sich optimistisch: «Wir sind aber auch hier zuversichtlich, dass sich die Situation nicht mehr verschärfen wird.»  
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