Gesundheitspolitik – Qualitätsstrategie auf dem Holzweg
Was Bundesrat und Verwaltung aus der Qualitätsvorlage des Parlaments machen wollen, ist schlicht bürokratischer Wahnsinn und hat nichts mehr mit dem seit 1996 im KVG verankerten regulierten Wettbewerb zu tun.
, 28. August 2021 um 06:00Vernehmlassungsunterlagen mit zu vielen Schwachpunkten
Wichtige strategische Herausforderungen werden erwähnt, aber nicht angepackt
Schwammige Vierjahresziele
- Die 21 genannten Vierjahresziele sind viel zu zahlreich, zu heterogen, zu offen formuliert und nicht priorisiert. Sie weisen eine stark unterschiedliche systemische Relevanz auf und reichen von Selbstverständlichkeiten im Alltag des Qualitätsmanagements bis hin zu wirklich sinnvollen, systementwickelnden Elementen.
- Die den einzelnen Zielen zugewiesenen Indikatoren sind zu wenig konkret und teilweise zu banal und werden somit keine brauchbare Messung der Zielerreichung erlauben. Bei zwei Zielen fehlen die Indikatoren ganz, alle anderen Ziele verfügen lediglich über je einen Indikator, wobei sieben Mal „% positiver Antworten“ und vier Mal „Expertenbericht“ genannt wird. Gestützt auf diese Indikatoren wird es kaum möglich sein, die Zielerreichung evidenzbasiert zu beurteilen und die notwendigen Schussfolgerungen daraus zu ziehen.
Eine brauchbare Qualitätsstrategie
- Qualitätstransparenz als einziges Ziel mit etappierten Unterzielen ist besser als die 21 zu heterogenen Vierjahresziele. Ohne Qualitätstransparenz sind Patienten nicht in der Lage, medizinische Leistungserbringer endlich datengestützt frei zu wählen, wie es das KVG seit 1996 verspricht.
- Qualitätstransparenz erfordert Indikatoren, welche a) von den Fachleuten definiert und akzeptiert, b) von den Patienten verstanden und c) messbar sind. Auf dieser Basis ist es für die Krankenkassen auch möglich, nicht bloss die erbrachten medizinischen Leistungen unabhängig von ihrer Wirkung und Qualität zu bezahlen, sondern auch den Behandlungserfolg zu vergüten.
- So wird Qualitätstransparenz nicht ein etatistisches Bürokratiemonster wie die vorgeschlagene Qualitätsstrategie, sondern das anreizorientierte Fundament für den Qualitätswettbewerb. Der Begriff „Qualitätswettbewerb“ kommt aber weder in der Qualitätsstrategie noch in den Vierjahreszielen vor. Wettbewerb scheint in der Ideologie des Gesundheitsministers und seiner BAG-Crew eh ein Teufelswerkzeug zu sein, das es um jeden Preis zu meiden gilt, auch wenn der regulierte Wettbewerb seit 1996 ein zentraler KVG-Pfeiler ist.
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Krankenkassen – gute Regulierung gegen steigende Kosten und Prämien
Verena Nold, Fridolin Marty und Reto Wyss haben sich hier im April zu den steigenden Kosten und Krankenkassenprämien geäussert. Für Felix Schneuwly hat Fridolin Marty die besten Argumente.
Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden
Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.
Deutsche Apotheker empört wegen Karl Lauterbachs Gender-Vorschlag
In Deutschland soll der Warnhinweis bei der Medikamentenwerbung geschlechtergerecht formuliert werden. Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministers stösst aber auf harsche Kritik.
So könnten Hausarztpraxen entlastet werden
Die Präsidentin von Physioswiss über das ineffiziente Gatekeeper-Modell und den direkten Zugang zur Physiotherapie.
Finanzierung Grundversicherung: Die Schweiz steht abseits
In einem Gastbeitrag widerlegt Reto Wyss die Aussage von Fridolin Marty von Economiesuisse, dass die Haushalte im Durchschnitt genug Mittel hätten, um die Prämien zu bezahlen.
Spitalkrise: Die GDK stellt sich hinter Hplus und übt Druck auf Alain Berset aus
Die Spitäler fordern eine Erhöhung der Tarife um 5 Prozent. In einem Schreiben an Gesundheitsminister Alain Berset verleihen die kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren dem Anliegen Nachdruck.
Vom gleichen Autor
Viktor 2022: Nominieren Sie jetzt!
Würdigen Sie aussergewöhnliche Leistungen im Gesundheitswesen 2022 und nominieren Sie bis Ende Januar Ihren persönlichen Favoriten.
Der ORBIS U Frame wird pilotiert
«Willkommen bei ORBIS» – seit vielen Jahren begrüsst ORBIS NICE seine Anwender mit diesen Worten. Als Marktführer im deutschsprachigen Raum hat ORBIS täglich viele tausend Nutzer aus allen Arbeitsbereichen eines Krankenhauses.
Effizienz im digitalen Zeitalter dank SHIP
Wenn sich Spitäler um Administratives kümmern, geht wertvolle Zeit verloren. Zeit, die für Patientinnen und Patienten fehlt. Das geht effizienter: SHIP vereinfacht das Schweizer Gesundheitswesen und stellt sicher, dass alle Beteiligten zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen haben.