Gerangel um Herzchirurgie in Freiburg

Das Inselspital wendet gegen eine «Mini-Herzchirurgie» im Nachbarkanton – Thierry Carrel will dem Hôpital Fribourgeois nun ein Kooperations-Modell vorlegen.

, 24. August 2015 um 04:00
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Eine interessante Hintergrundgeschichte lieferte die «Schweiz am Sonntag»: Es geht um das geplante Herzchirugie-Angebot am Freiburger Kantonsspital HFR
Der Schritt wurde bekanntlich in der neuen Spitalplanung des Kantons beschlossen, und im Februar gab die Regierung auch bekannt, dass die kardiologische Ausweitung in Zusammenarbeit mit dem CHUV Lausanne erfolgen soll.
Das CHUV sei an die Freiburger herangetreten, um einige Leistungen aus dem Bereich Herzchirurgie abzutreten, erklärte damals der Chef des Freiburger Gesundheitsamtes, Patrice Zurich. Denn die Herzchirurgie in Lausanne sei latent überlastet – auch wegen den Freiburger Patienten, die ans CHUV geschickt werden.
Routineaufgaben der Herzchirurgie sollten also vermehrt vom Freiburger HFR übernommen werden.

Ein abgekartetes Spiel?

Laut Informationen der Zeitung «Schweiz am Sonntag» ist nun das Herzteam des Berner Inselspitals um Thierry Carrel diesen Plänen gegenüber sehr kritisch eingestellt: Der Nachbarkanton habe von Anfang an aufs CHUV gesetzt; Angebote hätten die Fribourger gar nicht erst eingeholt; Wirtschaftlichkeit und Qualität seien somit nicht berücksichtigt worden. Und ohnehin schaffe der Aufbau eines weiteren Herzzentrums noch mehr Überkapazitäten.
Deshalb habe Thierry Carrel nun «eine diplomatische Initiative» gestartet. Es werde in Kürze Gespräche geben, sagte der Chirurg zur «Schweiz am Sonntag». Und weiter: «Das Inselspital ist nach wie vor der Auffassung, dass ein schweizweites Überangebot an herzchirurgischen Kliniken besteht. Eine Neugründung einer weiteren Mini-Herzchirurgie in Freiburg ist nicht sinnvoll.»
Deshalb werde das Inselspital einen Kooperationsvorschlag vorlegen. Dieses «intelligente Konzept» gehe auf Freiburgs Bedürfnisse nach einer herzchirurgischen Versorgung ein, «ohne Überkapazitäten zu schaffen.» 
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