Gemeinde zahlt einer Walk-In-Praxis eine Million Starthilfe

Der Hausarztmangel im Bernischen Lyss ist so gross, dass die Gemeinde eine neue Praxis mitfinanziert: Die Initianten erhalten eine Million Franken für den Aufbau.

, 24. Juni 2020 um 07:38
image
  • praxis
  • politik
Die Not in der Seeländer Gemeinde Lyss (BE) ist gross: Seit Jahren fehlt es Hausärzten. Nun greift Lyss zu einem unüblichen Mittel: Die Gemeinde zahlt fast die Hälfte für den Aufbau einer neuen Walk-In-Praxis. Sie erhält eine Million Franken – als Gratis-Darlehen für zehn Jahre.

Möchten nun auch weitere Ärzte Geld für ihre Praxis?

In der Gemeinde war die Finanzhilfe umstritten. Einerseits gibt es in der Region tatsächlich zu wenig Hausärzte. Andererseits befürchten die Lokalpolitiker, dass künftig weitere Forderungen kommen könnten.
In Lyss gibt es seit zehn Jahren das Medizentrum, wo ein Ärzteteam arbeitet. Doch Ende August wird dessen Chef, der Allgemeinmediziner Hans Triaca, pensioniert. Er will nun zusammen mit Hansulrich Blunier noch die neue Walk-In-Praxis aufbauen, bevor er aufhört zu arbeiten. Blunier betreibt derzeit eine Praxis in Schüpfen (BE). Die Initianten rechnen mit Investitionen von 2,2 Millionen Franken.

Banken finanzieren Hausarztpraxen nicht mehr bedenkenlos

Die Finanzierung von Arztpraxen wird immer mehr zu einem Problem. Bislang gaben Banken meist bedenkenlos hohe Kredite, in der Meinung, dass Ärzte Grossverdiener seien und die Finanzierung einer Arztpraxis ein gutes Geschäft ohne Risiko.
In den letzten Jahren hat sich aber immer wieder gezeigt, dass Arztpraxen nicht zwingend rentieren und mit Gewinn betrieben werden. Insbesondere Hausarztpraxen sind für Banken zum Risiko geworden. Einerseits können solche Praxen oft nur mit hohem Arbeitseinsatz rentabel betrieben werden. Andererseits gibt es auch immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte, die sich für Hausarztmedizin interessieren.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Bern: Neuer Chef für Localmed & City Notfall

CMO Michael Hofer wird Vorsitzender der Geschäftsleitung.

image

Alzheimer Schweiz: SP-Urgestein wird Präsident

Der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli übernimmt die Spitze der Organisation.

image

Tardoc: Dem Ziel «ein gutes Stück näher»

Dass der Bundesrat bei den ambulanten Tarifen aufs Tempo drückt, findet breite Zustimmung in der Branche.

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Der Tardoc soll 2026 in Kraft sein

Zugleich genehmigte der Bundesrat die Einführung der ambulanten Pauschalen – im Grundsatz.

image

Taxpunkte: Teil-Einigung in der Ostschweiz

Die Ärztegesellschaften und die HSK beschliessen 3 Rappen höheren Taxpunktwert.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.