Nach falschen Daten: Uni Zürich untersucht Corona-Studie

Nach einer zurückgezogenen Studie mit Zürcher Beteiligung klärt die Universität nun ab, ob es zu wissenschaftlichem Fehlverhalten gekommen ist.

, 22. Juni 2020 um 07:26
image
  • forschung
  • universitätsspital zürich
  • universität zürich
Die viel beachtete Studie zum Covid-19-Sterberisiko mit Chloroquin und Hydroxychloroquin beschäftigt derzeit auch die Leitung der Universität Zürich (UZH). Denn einer der Studienautoren ist Frank Ruschitzka, der Leiter des Universitären Herzzentrums am Zürcher Universitätsspital (USZ).
In der im Fachblatt «The Lancet» publizierten Studie im Mai kommen die Autoren zum Schluss: Das Sterberisiko mit den erwähnten Malariamitteln sei deutlich höher als ohne. Doch zwei Wochen später musste die Erhebung zurückgezogen werden. Der Grund: Die Rohdaten der 96’000 Patienten waren fehlerhaft.

Untersuchung dauert Wochen bis Monate

Die Universität Zürich (UZH) bestätigt auf Anfrage, dass ein «Verfahren bei Verdacht der Unlauterkeit in der Wissenschaft» gemäss der Regelung der UZH läuft. Zahlen zu solchen Untersuchungen hat die Universität keine. Man könne aber sagen, dass solche Verfahren nicht sehr häufig seien.
Die Uni ist derzeit daran, Experten zu suchen, welche die Vorgänge dann untersuchen sollen. Bis ein Bericht vorliegt, dürfte es einige Wochen bis Monate dauern. Sollte sich das Vorliegen eines Fehlverhaltens bestätigen, reichen mögliche Sanktionen von einem einfachen Verweis bis zur Entlassung.

Frank Ruschitzka nicht in die Datenerhebung involviert

Im Fokus der Kritik steht eine Firma aus Chicago, die für klinische Studien die Patientendaten erhebt und hilft, diese zu analysieren. Gerade bei solchen grossen Studien greifen Wissenschaftler oftmals auf solche private Anbieter zurück. Co-Autor Ruschitzka war ausschliesslich an der Überarbeitung des Manuskripts beteiligt.
In die Bereitstellung der Daten beziehungsweise in die Evaluation der Datenerhebung war der Kardiologe laut eigenen Angaben nicht involviert. Frank Ruschitzka werde seine Tätigkeit am Unispital während den Abklärungen ohne Einschränkungen weiterführen. Diese sei von den Abklärungen nicht betroffen, heisst es.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Doppelte Rolle: Mediziner als Medien-Experten und Pharma-Partner

USZ-Professor Huldrych Günthard ist medial sehr präsent. Weniger bekannt ist, dass Pharma-Firmen ihm gern Forschungsgelder gewähren.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

«The World's Best Hospitals 2024»: Universitätsspital Zürich in den Top Ten

Insgesamt drei Schweizer Häuser kamen in die Spitzengruppe des bekannten Rankings von «Newsweek» und Statista.

image

USZ schreibt neues Klinik-Informationssystem aus

Das Universitätsspital Zürich sucht als KIS einen Alleskönner, der die bisherigen Systeme konsolidiert. Da kommt wohl nur ein Anbieter in Frage.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Die Kantonsapotheke wird zur Züri-Pharm AG

Nach der Verselbständigung der Kantonsapotheke Zürich stehen auch bereits die Mitglieder des Verwaltungsrates fest.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.