«Es ist nicht möglich, dass ein Chefarzt eine Rechnung manipuliert»

Falsche Abrechnungen? Die CEO der Kantonsspitäler in Aarau und Baden stellen sich hinter die kritisierten Chefärzte.

, 2. September 2018 um 11:13
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Zwei Chefärzte der Kantonsspitäler Aarau und Baden hatten falsch abgerechnet und mussten Rückzahlungen leisten. Neue Details dazu wurden letzte Woche bekannt
In der «Schweiz am Wochenende» (Print) nahmen nun die beiden Direktoren ausführlich dazu Stellung: Robert Rhiner, CEO des Kantonsspitals Aarau, und Adrian Schmitter, CEO in Baden, stellten sich dabei klar hinter die betroffenen Angiologie- und Orthopädie-Spezialisten: Es gebe keine Hinweise, dass sie sich absichtlich bereichern wollten.
«Das Geld, das die beiden Ärzte zurückzahlen mussten, landete zuvor nicht in ihrem Portemonnaie», so Adrian Schmitter.

«Es geht nicht um Betrug»

Und Robert Rhiner sagte: «Es geht hier nicht um Manipulation oder Betrug. Vielmehr handelt es sich um interne Buchungsfehler.» Das Lohnsystem sei sehr komplex und sei in den letzten Jahren mehrfach ausgetauscht worden. «Es ist nicht möglich, dass ein Chefarzt eine Rechnung manipuliert», so der CEO des Kantonsspitals Aarau. Aber es komme vor, dass man eine Leistung intern dem falschen Konto zurechne.
Ohnehin gehe es um einen Fehlbetrag von rund 13'000 Franken – und nicht «von mehreren hunderttausend, wie das in den Medien suggeriert wird.»
Konkret seien in Aarau durch die falschen Abrechnungen 13’800 Franken in den Honorarpool geflossen, so Rhiner. Und weil der Chefarzt nur zum Teil vom Pool profitiert, betrafen ihn selber nur knapp 6000 Franken.

Menschlich und medizinisch hervorragend

Er habe grundsätzlich Verständnis, dass die Chefarztlöhne in der Öffentlichkeit intensiv debattiert werden, so Adrian Schmitter im AZ-Interview weiter: «Allerdings werden weder am KSA noch am KSB Millionengehälter bezahlt. Früher, als die Kantonsspitäler noch Staatsanstalten waren, gab es tatsächlich solche Millionenverträge.»
Ohnehin müsse man sehen, dass es rund 25 Jahre dauert, bis jemand Chefarzt wird. «Die Anforderungen sind enorm hoch, und der Weg dahin lang.»
Er würde den angegriffenen Chefarzt jederzeit wieder anstellen, so KSB-Chef Schmitter: «Menschlich und medizinisch finde ich unseren Orthopäden hervorragend, er hat eine sehr hohe Qualifikation und macht einen sehr guten Job. Wir müssen ihn aber unterstützen, indem wir ihn von administrativen Aufgaben entlasten.»
Ähnlich die Antwort von Robert Rhiner: «Auch der Angiologe am KSA ist fachlich hochkompetent, er ist sehr beliebt bei Patientinnen und Patienten. Dagegen gibt es gar nichts zu sagen.»
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