EPD: Axsana hat den Wechsel zu KPMG aufgegleist

Die Akkreditierung der SQS zur Zertifizierung von Stammgemeinschaften verzögert sich. Deshalb will sich jetzt die Axsana von der KPMG zertifizieren lassen.

, 21. Mai 2021 um 12:12
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Damit eine Stammgemeinschaft das Elektronische Patientendossier (EPD) für Patientinnen und Patienten einrichten kann, muss sie zuerst zertifiziert sein. Nur zwei Firmen sind derzeit mit Zertifizierungen beschäftigt: die SQS und die KPMG. 
Um aber Zertifikate ausstellen zu können, müssen sie von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle (SAS), einer dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) angeschlossenen Bundesbehörde, akkreditiert sein. 

SQS - wer den sonst?

Wenn eine Firma etwas von Zertifizierungen versteht, dann die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) aus Zollikofen – möchte man meinen. 
Umso erstaunlicher daher die Aussage von Samuel Eglin, Geschäftsführer der Stammgemeinschaft Axsana: «Die Akkreditierungsstelle (SAS) hat offengelegt, dass mit einer Akkreditierung der SQS offenbar nicht innert nützlicher Frist gerechnet werden könne.» Ohne Akkreditierung könne die SQS keine EPD-Zertifikate ausstellen.
Neben SQS bleibt noch die KPMG, welche EPD's zertifiziert. Die Stammgemeinschaft Axsana, bei der 14 Kantone angeschlossen sind, darunter Zürich und Bern, hat nun den Wechsel zu KPMG aufgegleist. 

Keine Planungsgrundlage

«Es ist noch unklar, was dies in letzter Konsequenz bedeutet. Bis Ende Mai analysiert KPMG die Dokumente und Berichte aus dem SQS-Verfahren und sollte dann in der Lage sein zu sagen, wie es weitergehen kann bis zum Abschluss des Zertifizierungsverfahrens», sagt Eglin. Ab dann könne wieder eine Planung erstellt werden.
Am 11. März erklärte Eglin hier gegenüber Medinside: Die SQS habe ihre Arbeit abgeschlossen und warte nun auf die Akkreditierung. Das Zertifikat sei gedruckt, es befinde sich aber in der Schublade der SQS. «Ich habe keine Ahnung, wann wir loslegen können».

Das sagt SQS zu den Verzögerungen beim EPD

Das weiss auch SQS nicht. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die SQS, die sich mit ihren ISO-Zertifizierungen einen guten Ruf erschaffen hat:  «Die Zertifizierungs- und Akkreditierungsaktivitäten wurden durch die SQS als prioritäres Fokus-Projekt geführt und befanden sich aus Sicht der SQS in der Abschlussphase.»  
Wie SQS weiter erklärt, waren und sind im Projekt EPD zahlreiche Akteure eingebunden. «Das Projekt war geprägt von inhaltlich technischen Veränderungen und damit einhergehend von ergänzenden Akkreditierungsanforderungen, welche die Grundlagen von einem reinen IT-Managementsystemrahmen zu einer umfassenden IT-Revision wachsen liessen.»
Laut SQS seien es diese Mutation sowie ein modifizierter Anforderungskatalog gewesen, die bei verschieden Akteuren signifikante Verzögerungen verursachten. 

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