Eine Genfer Privatklinik steigt auf die Barrikaden

Der Kanton Genf will keine Herzoperationen mehr in der Privatklinik La Tour. Nun beschweren sich die Klinikverantwortlichen beim Bundesverwaltungsgericht.

, 15. Januar 2020 um 07:00
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Klinikdirektor Rodolphe Eurin will sich das nicht gefallen lassen: La Tour ist für Herzoperationen nicht mehr auf der Genfer Spitalliste. Mit der Streichung der Herzchirurgie verliert die Klinik rund 100 Fälle pro Jahr. «Die Herzchirurgie ist seit 35 Jahren ein wichtiges Angebot unserer Klinik», sagt Rodolphe Eurin. Man habe viel investiert. Die Klinik hat deshalb Einsprache beim Bundesverwaltungsgericht erhoben, wie Eurin gegenüber Medinside bestätigt hat. 

La Tour operiert weiterhin Herzpatienten

Rodolphe Eurin gibt sich kämpferisch: «Wir werden weiterhin unsere Herzpatienten behandeln – auch wenn wir damit riskieren, vom Kanton keinen Beitrag dafür zu erhalten», sagt der Klinikdirektor. Er vermutet, dass der Kanton mit der Streichung seiner Klinik das öffentliche Universitätsspital HUG vor der privaten Konkurrenz schützen wolle.
Die Genfer Klinik La Tour ist mit 220 Millionen Franken Umsatz und 300 Ärzten die wichtigste Privatklinik der Romandie. Und sie ist eine der wenigen Privatkliniken, die weder zu Hirslanden noch zu Swiss Medical Networkt (SMN) gehört.

Eurins Vorbild: Eine Hamburger Prostatakrebs-Klinik

Eurin sieht die Zukunft der Schweizer Spitäler in spezialisierten Zentren. Sein Vorbild ist die Martini-Klinik in Hamburg. Sie ist spezialisiert auf die Behandlung von Prostatakrebs. Die Klinik steht bei der Vermeidung von Inkontinenz- und Erektions-Problemen an der Spitze und ist so bekannt, dass Patienten zum Teil von weit her anreisen.
Die Einsprache gegen den Entscheid des Kantons Genfs passt zur Haltung des Klinikdirektors: «In der Gesundheitsbranche ist Wettbewerb noch ein Tabu, aber es ist eine gute Sache», ist Eurin überzeugt.
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