Ein Leukämie-Bluttest, der weltweit eingesetzt werden kann – via Mail

Kleine Entwicklungen können einen grossen Fortschritt im medizinischen Alltag bedeuten. Es gibt ein weiteres beeindruckendes Beispiel dafür.

, 30. November 2016 um 08:15
image
  • forschung
  • trends
  • onkologie
  • novartis
Das Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle gab bekannt, dass es einen einfachen Krebstest entwickelt habe: Man appliziert etwas Blut auf eine Karte – und durch farbliche Veränderungen wird angezeigt, ob eine chronische myeloische Leukämie vorliegt.
Konkret funktioniert das Spezialpapier so, dass es auf das BCR-ABL-Gen reagiert, welches zu einer unkontrollierten Vermehrung der betroffenen Zelle führt und so den Blutkrebs auslöst. Die Blut-Tropfen, welche der Patient anbringt, nehmen eine andere Farbe an – je nachdem.


Ein einfacher Bluttest zur frühen Erkennung einer gefährlichen Krankheit also. Was die Sache offenbar besonders attraktiv macht: Das «Fred Hutch» ging gleich der Frage nach, ob und wie sehr dieses Verfahren in bestimmten Ländern angewandt werden könnte – beispielsweise in Burkina Faso. Dort wurden erste klinische Tests realisiert, um sicherzustellen, dass das Verfahren bei allerlei klimatischen und logistischen Bedingungen funktioniert.

Interkontinentale Auswertung

Und das tat es offenbar, so die Mitteilung. Das Bestechende an der Sache: Es genügt, ein Bild des Papiers per Mail ins Labor zu schicken. Die Veränderung sind nachvollziehbar genug, um aus tausenden Kilometern Distanz online die chronische Myelose zu erkennen. Im Vergleich zu den herkömmlichen Tests, bei denen Blutproben vor Ort genommen und dann verschickt werden müssen, ist gerade dies der entscheidende Fortschritt – gerade in Ländern mit schlechter Infrastruktur.
Zumal die Brief- beziehungsweise Mail-Variante auch viel kostengünstiger in der Distribution ist.

Es begann als Sommer-Praktikanten-Projekt

Das Institut sieht nun, in einem zweiten Schritt, gleich den interkontinentalen Eingriff vor: Wer mit dem Papier eine Myelose-Diagnose erhält, wird «The Max Foundation» avisiert. Die Stiftung unterstützt die Finanzierung teurer Krebsmedikamente und -therapien für arme Menschen und in armen Ländern. Sie wiederum sorgt in Zusammenarbeit mit Novartis dafür, dass der Patient – beispielsweise in Burkina Faso – mit Glivec versorgt wird.
Speziell bemerkenswert ist dabei, dass das ganze Projekt offenbar als kleiner Versuch gestartet wurde, den sich einige Sommerpraktikanten ausgedacht hatten. Wie Jerry Radich, einer der beteiligten Forscher, der «New York Times» erklärte, dauerte es von der Idee zu den ersten Anwendungen nur ein Jahr. Wobei ein Hauptproblem darin bestand, ein Papier zu finden, das weder zu sauer noch zu stärkehaltig war, um den BCR-ABL-Marker zu kompromittieren.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Forscher benennen Wirkstoff nach Hollywood-Schauspieler

«Keanumycine» gilt als neues Mittel gegen Pilzkrankheiten. Es soll laut den Entdeckern eine ebenso «tödliche Wirkung» wie Keanu Reeves in seinen Action-Filmen haben.

image

Lässt sich der Blutzuckerspiegel bald mit einer Smartwach messen?

Schweizer Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der sich mittels maschinellen Lernens und Smartwatch-Daten Unterzuckerungen erkennen lassen.

image

Neue Studie zeigt: Wir leben länger und auch länger gesund

Schweizerinnen und Schweizer haben gesunde Lebensjahre dazugewonnen – Männer etwas mehr als Frauen. Das zeig eine Studie in «Swiss Medical Weekly».

image

Novartis hat einen Präsidenten für seine Generika-Tochter Sandoz bestimmt

Gilbert Ghostine wird künftiger Sandoz-Präsident. Die Generika-Tochter von Novartis soll noch 2023 vom Konzern abgespalten und separat an die Börse gebracht werden.

image

Auszeichnung für zwei Kantonsspital-Onkologen

Eine Onkologin des Freiburger Spitals und ein Onkologe des Kantonsspitals Baselland werden für ihr Fortbildungs-Engagement auf dem Gebiet der Onko-Geriatrie geehrt.

image

Biomedical Engineering: Universität Basel und FHNW bündeln ihre Kräfte

Beide Institutionen bieten seit 2018 je einen Master in Biomedical Engineering an – eine Disziplin, die rasch wächst. Mit einem Schulterschluss sollen das Studium an Substanz gewinnen.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.