Drei Fragen an...Veloprofi Marlen Reusser

«Der Arztberuf läuft mir nicht davon, das Velofahren schon», sagte sich Marlen Reusser - und stieg aufs Rennvelo um. Aber sie hat auch Lust, später wieder Ärztin zu sein.

, 15. Juni 2022 um 05:32
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Marlen Reusser ist die derzeit schnellste Ärztin auf zwei Rädern. Sie ist Radprofi. Doch den Arztberuf hat sie nicht definitiv aufgegeben. Sie könnte durchaus Lust bekommen, es später wieder zu versuchen, sagt sie im Interview. Was sie jedoch wundert: Wie wenig Anerkennung Ärztinnen und Ärzte erhalten - während sie als Radprofi in den Himmel gelobt werde.
Frau Reusser, warum haben Sie aufgehört, als Ärztin zu arbeiten und haben aufs Velo umgesattelt?
Mir hat der Job eigentlich recht Spass gemacht. Aber die Sache auf dem Velo hat sich so entwickelt, dass ich mich entscheiden musste, ob ich mich voll dem Velofahren widmen soll, damit ich längerfristig in der Topliga mitfahren kann. Wenn ich weiterhin beides gemacht hätte, hätte es nicht gereicht, denn es hat mich zu fest ausgelaugt und überfordert. Ich sagte mir dann, der Arztberuf läuft mir nicht davon, das Velofahren schon. Darum war es für mich gar keine so schwierige Entscheidung zu sagen, ich probiere das einfach mal.
Gibt es Momente, wo Sie froh sind, dass Sie derzeit nicht Ärztin sind?
Ich habe einige Freundinnen und Freunde aus der Studienzeit. Bei ihnen sehe ich oft, dass sie ziemlich am Limit sind. Der Beruf lässt einem nicht viel Raum für ein Privatleben. Es ist hart mit allen Nachtdiensten und langen Schichten. Und es ist oft auch wenig Dankbarkeit vorhanden. Das kommt mir oft etwas schizophren vor: Ich als Radprofi leiste deutlich weniger für die Gesellschaft und trotzdem wird mir ständig auf die Schultern geklopft, ich werde gerühmt und in den Himmel gelobt. Meine Freundinnen und Freunde, die diesen sehr harten Job tagtäglich machen, die den Menschen Gesundheit bringen oder Leben retten - sie erhalten hingegen so viel weniger Anerkennung. Das ist eine komische Situation und da habe ich schon manchmal ein schlechtes Gewissen. Ich finde es aber trotzdem an sich einen sehr schönen Beruf.
Werden Sie nach Ihrer Radsport-Karriere wieder ins Spital zurückkehren?
Ich kann nicht vorsehen, wie es tatsächlich rauskommt. Für mich ist auch noch nicht absehbar, wann ich meine Radsport-Karriere beende. Es ist aber klar eine Option, wieder ins Spital zu gehen. Ich müsste einfach vorher hinter die Bücher, um mich wieder auf den aktuellen Wissensstand zu bringen. Ja, und dann hätte ich schon Lust, es wieder zu versuchen.
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Drei Fragen an…

Medinside fragt nach bei Menschen aus dem Gesundheitswesen: Was ist faszinierend an Ihrem Beruf ? Was sind die Schattenseiten? Und wenn Sie nochmals entscheiden können: Würden Sie bleiben oder dem Gesundheitswesen den Rücken kehren?
Die «Drei Fragen an…» erscheinen in loser Folge. Bereits erschienen sind «Drei Fragen an... den Insel-Chef Uwe E. Jocham»

Keine Tour de Suisse Women für Marlen Reusser

Wie gestern bekannt wurde, muss Marlen Reusser derzeit mit Fieber das Bett hüten und deshalb auf den Start an der Schweizer Frauen-Tour-de-Suisse verzichten. Das Ergebnis eines PCR-Tests ist noch ausstehend.
Bereits vergangene Woche musste Reusser «The Women’s Tour» in Grossbritannien nach einem Sturz auf das Handgelenk vorzeitig aufgeben. Sie hat sich dabei nichts gebrochen.
Marlen Reusser bedauert die kurzfristige Absage sehr: «Ich habe mich extrem auf die Tour de Suisse gefreut. Zum ersten Mal umfasst sie dieses Jahr vier Etappen und meine Form hätte gepasst. Im eigenen Land nicht mitfahren zu können, ist wirklich eine Enttäuschung.»
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