Die Schweizer haben Mühe, die eigene Gesundheit zu beurteilen

In der Bevölkerung ist die Gesundheitskompetenz wenig ausgebildet. Dies zeigt eine Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz unterdurchschnittlich ab.

, 7. Juni 2016 um 11:50
image
  • politik
  • bundesamt für gesundheit
  • prävention
Jede zehnte Person in der Schweiz verfüge über eine ausgezeichnete Gesundheitskompetenz, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Mitteilung. Bei gut einem Drittel ist das Niveau ausreichend. 45 Prozent hätten aber eine «problematische» Gesundheitskompetenz, und bei 9 Prozent sei diese gar unzureichend.
Das BAG definiert Gesundheitskompetenz als Fähigkeit, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. 

Mühe mit Zweitmeinungen 

In der Studie zeigt sich, dass die Schweizer Bevölkerung vor allem im Bereich der Krankheitsprävention Schwierigkeiten hat, Informationen zu verstehen und zu beurteilen. So fiel es Befragten schwer, Fragen nach der Notwendigkeit und dem Nutzen von Impfungen für einzelne Personen zu beantworten.
Auch bekundeten die Befragten Mühe, die Vor- und Nachteile einer Behandlung darzulegen oder wann eine zweite Meinung eines Arztes angezeigt ist. Weniger schwer fällt es den Menschen, Anweisungen von Ärzten und Apothekern zur Einnahme von Medikamenten zu befolgen.

Niederlande an der Spitze

In der Studie wurde die Schweiz mit acht europäischen Ländern verglichen. Dabei schneidet die Schweiz unterdurchschnittlich ab. In den Niederlanden, Irland, Polen, Griechenland und Deutschland verfügt die Bevölkerung über eine bessere Gesundheitskompetenz. Hinter der Schweiz liegen Österreich, Spanien und Bulgarien.
Ein weiteres Resultat der Studie: Je höher das Einkommen, desto besser ist die Gesundheitskompetenz einer Person. Daneben gibt es auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen haben eine leicht höhere Gesundheitskompetenz als Männer. Dagegen hat ein Migrationshintergrund nur einen geringen Einfluss.
Der Bund will die Resultate nun auswerten, um allfällige Massnahmen in die Wege zu leiten.
Die Studie wurde von gfs.bern im Auftrag des BAG, des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz zwischen dem 20. Oktober und 12. Dezember 2015 durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von 1107 Personen ab 15 Jahren aus der ganzen Schweiz.
Zur Mitteilung des BAG - «Gesundheitskompetenz in der Schweiz: Studie zieht durchzogene Bilanz»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

image

Forschung muss Frauen und Alte mehr berücksichtigen

Der Bund regelt die Forschung an Menschen stärker. Künftig sollen mehr Frauen und Alte teilnehmen.

image

Was kostet der Leistungsausbau? Keine Ahnung

Was sind die finanziellen Folgen des Leistungsausbaus in der Grundversicherung? Der Bundesrat will das nicht wissen.

image

Braucht es ein Bundesgesetz über die Gesundheit?

Ja, findet die Akademie der Medizinischen Wissenschaften – und formuliert gleich einen Vorschlag: So sähen ihre Paragraphen aus.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.