Die Risiken der späten Mütter

Schwanger mit 45: Welche gesundheitlichen Risiken das für Mutter und Kind birgt, zeigen Wissenschaftler des Zürcher Universitätsspitals in einer neuen Studie. Sie fordern Mediziner auf, Frauen vor dem Aufschieben des Kinderwunsches zu warnen.

, 6. September 2016 um 06:49
image
  • gynäkologie
  • forschung
  • universitätsspital zürich
Die Zahl der Frauen, die erst mitte 40 das erste Kind bekommen, steigt stetig. Dies ist mit grossen gesundheitlichen Risiken für Mütter und Nachwuchs verbunden, warnen Mediziner.
Welcher Art die Risiken sind, zeigen nun Wissenschaftler des Zürcher Universitätsspitals in einer im Fachjournal Swiss Medical Weekly veröffentlichten Studie. Untersucht wurden alle Geburten am Zürcher Universitätsspital zwischen 1996 und 2012. Es zeigt sich, dass Frauen ab 45 und ihr Nachwuchs «ein signifikant höheres» Morbiditätsrisiko als jüngere Gebärende haben. 

127 Spätgebärende

Analysiert wurden 127 Schwangerschaften, bei denen die Frauen über 45 Jahre alt waren, die also als sehr spät Gebärende gelten. Das Durchschnittsalter betrug 47 Jahre. Ihnen wurden 2'066 Schwangerschaften von 30jährigen Frauen gegenübergestellt. 
Das Fazit der Forscher: «Die gesundheitlichen Komplikationen waren bei den älteren Mütter signifikant höher als bei den jüngeren». Im Detail heisst das:
Risiken für die Mutter:

  • Schwangerschafts-Bluthochdruck (3,9 vs. 0,6 Prozent)
  • Präeklampsie (14,2 vs. 3,0 Prozent)
  • Schwangerschafts-Diabetes (12,6 vs. 3,6 Prozent)
  • Bedarf für Bluttransfusion (3,2 vs. 0,7 Prozent)
  • Spitalaufenthalt von mehr als 7 Tagen (37,8 vs. 15,1 Prozent)
Risiken für das Kind:



  • Frühgeburt vor der 37. Woche (44,9 vs. 16,2 Prozent)
  • Frühgeburt vor der 32. Woche (11,8 vs. 5,6 Prozent)
  • Tiefes Geburtsgewicht, unterhalb der 5. Perzentile (11,0 vs. 5,6 Prozent)
  • Mehrlingsgeburten (28,4 vs. 4,9 Prozent)

Über Risiken aufklären

Angesichts der Faktenlage fordern die Wissenschaftler eine verstärkte Aufklärung. «Frauen, die die Schwangerschaft bis ins höhere Alter aufschieben, sollten über die Risiken aufgeklärt werden», heisst es in dem Papier. Ganz besonders betreffe das solche, die auf Fortpflanzungsmedizin setzen oder das vor allem in den USA in Mode gekommene Social Freezing.

Kinder auf Eis legen

Social Freezing, also das vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen, erlaubt es Frauen, den Kinderwunsch aufzuschieben und ihn sich in späteren Jahren zu erfüllen. Es erfreut sich in den USA grosser Beliebtheit, besonders weil es von Technologiefirmen wie Facebook und Apple unterstützt wird. 
Christian Haslinger, Bernhard Stoiber, Federica Capanna, Marie-Kristin Schäffer, Roland Zimmermann, Leonhard Schäffer: «Postponed pregnancies and risks of very advanced maternal age» - in: «Swiss Medical Weekly», August 2016
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ schreibt neues Klinik-Informationssystem aus

Das Universitätsspital Zürich sucht als KIS einen Alleskönner, der die bisherigen Systeme konsolidiert. Da kommt wohl nur ein Anbieter in Frage.

image

Spital Bülach: Neue Leiterin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Margaret Hüsler tritt Anfang Februar als neue Chefärztin an.

image

Ein Chief Medical Officer für das Spital Emmental

Matthias Scheidegger wird die Ärzteschaft des Regionalspitals intern und extern vertreten.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Spital Zollikerberg plant grosse Permanence in der Stadt Zürich

Dort wird das Regionalspital neben einer Frauen-Permanence auch Behandlungen der Plastischen Chirurgie, der Komplementärmedizin sowie aus weiteren Fachgebieten anbieten.

image

Die Kantonsapotheke wird zur Züri-Pharm AG

Nach der Verselbständigung der Kantonsapotheke Zürich stehen auch bereits die Mitglieder des Verwaltungsrates fest.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.