Die Fachrichtung wechseln? Gar nicht so einfach

Die Universität Basel verweigert fünf Studentinnen einen Platz für das Humanmedizin-Studium – obwohl sie dafür qualifiziert sind.

, 10. September 2015 um 10:28
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  • ausbildung
  • personalmangel
Seit zwei Jahren studieren sie Zahnmedizin, nun wollen sie in die Humanmedizin: Das müsste eigentlich gehen. Denn Human- und Zahnmediziner studieren in den ersten vier Semestern gemeinsam. 
Es geht aber offenbar doch nicht – wie eine bemerkenswerte Fallstudie in der «Basler Zeitung» aufzeigt. Es geht um fünf Studentinnen, die sich, um den Wechsel zu ermöglichen, schon im Februar zur Numerus-Clausus-Prüfung angemeldet hatten. Die Test hatten sie zwar bereits vor beginn ihres Zahnmedizin-Studiums bestanden, aber sie mussten nun erneut absolvieren. 

Erst Semesterprüfung, dann NC

Damit begann der bürokratische Hürdenlauf erst recht. Denn zum einen mussten die Studentinnen ihre Anmeldung auch noch per Einschreiben an die Universität eingeben – und sie hätten insbesondere die Anträge für den Wechsel der Fachrichtung nicht nur in Basel stellen müssen, sondern auch an anderen Universitäten. 
Kommt hinzu, dass der NC-Test am 3. Juli statt, nur zwei Tage nach der grossen Semesterprüfung – also keine Zeit für eine fundierte Prüfungsvorbereitung. 

  • «Kein Platz für qualifizierte Studenten», in: «Basler Zeitung», Online 10. September 2015

Doch dies klappte – fürs erste. Die Studentinnen schafften den Test. Dann allerdings wurde ihnen mitgeteilt, dass ihnen trotzdem noch kein Studienplatz zugesichert werden könne. Man müsse erst warten, bis die Durchgefallenen ihre Nachholprüfungen absolviert haben. Letzte Woche, zehn Tage vor Semesterbeginn, kam dann die Absage per E-Mail, ohne Begründung. Die rekursfähige Erklärung steht weiter aus.

«…möglichst den vorgesehenen Beruf ergreifen»

Der Verdacht kommt auf, dass die bürokratischen Hindernisse nicht ganz ungewollt ist. Dies zumal Silke Biller, Leiterin Studien­dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, gegenüber der BaZ erklärt: «Tatsächlich ist es so, dass wir uns von den Studierenden wünschen, sie schreiben sich in jener Fachrichtung ein, in der sie auch das Studium beenden wollen, da in beiden Studiengängen die Plätze begrenzt sind und die Absolventen möglichst den vorgesehenen Beruf ergreifen sollen.» 
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