Wegen Tarpsy: «Wir müssen mit Ertragseinbussen rechnen»

Die psychiatrischen Kliniken sind derzeit nicht zu beneiden. Ende Oktober genehmigte der Bundesrat die neue Tarifstruktur. Und seit dem 1. Januar 2018 muss diese bereits umgesetzt sein. Betroffene sprechen von einer «Hauruck-Übung».

, 14. Januar 2018 um 22:09
image
  • psychiatrie
  • gesundheitspolitik
  • tarpsy
  • spital
Tarpsy, so heisst das neue Tarifsystem der psychiatrischen Kliniken im stationären Bereich; vor knapp drei Monaten vom Bundesrat abgesegnet, seit vierzehn Tagen bereits in Kraft. Entwickelt wurde es von SwissDRG. Es ist daher so etwas wie ein DRG-light oder, so man will, ein auf psychiatrische Kliniken adaptiertes DRG.

Degressive Pauschale

Neu spricht man von leistungsbezogenen Tagespauschalen. Die Höhe der Pauschale ist somit abhängig vom Schweregrad und von der Dauer des stationären Aufenthalts, wobei die Pauschale mit zunehmender Aufenthaltsdauer abnimmt. Man wollte Anreize schaffen, um den Patienten nicht zu lange zu hüten. Ob das in der Psychiatrie sinnvoll ist, bleibe hier unbeantwortet. Noch fehlen Erfahrungswerte.
Neu müssen die Patienten bestimmten Kostengruppen zugeteilt werden, so genannter Psychiatric Cost Groups (PCG’s). Dies geschieht in der Anfangsphase aufgrund der Hauptdiagnose, dem Symptomschweregrad der Erkrankung oder von bestehenden Nebendiagnosen.

Verzögerungen und Ertragseinbussen

«Wir müssen mit Verzögerungen in der Fakturierung und mit Ertragseinbussen rechnen», sagt Jean-Francois Andrey, Direktor Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG). Das Personal muss geschult werden, da Diagnosen und Prozeduren anders erfasst werden müssen als bisher. 
Um die Schulungen vorzunehmen und die Auswirkungen von TARPSY zu simulieren, fehlte die Zeit. «Die Software und wo nötig auch die Prozesse müssen nun unter Hochdruck angepasst werden», bemerkt Jean-François Andrey. Doch die einschlägigen Software-Anbieter können nicht gleichzeitig überall sein.

Warten auf Tarifverträge

Eine «Hauruck-Übung» sei das, findet auch Stefan Aebi, der GL-Vorsitzende der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD). Besser wäre es gewesen, man hätte das neue System während eines Jahres parallel zum alten geführt, um Erfahrungen zu sammen. Die Unsicherheiten bei den Leistungserbringern und Versicherern seien noch hoch. So bestehen mit den Krankenkassen noch keine Tarifverträge. Auch das eine Folge der überhasteten Einführung von Tarpsy. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Auch die Bündner Regierung baut einen Rettungsschirm für Spitäler

Die Überlegung: Die Spitäler verdienen zu wenig. Zugleich sind sie nicht kreditwürdig. Also muss der Kanton einspringen.

image

Stadtspital Zürich legt IT, Beschaffung und Betrieb zusammen

In der Folge gibt es auch zwei neue Mitglieder der Spitalleitung.

image

Psychiatrie-Zentrum Engadin / Südbünden zieht ins Spital Samedan

Die heutigen PDGR-Standorte in Samedan und St. Moritz werden aufgelöst.

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

Vom gleichen Autor

image

«Genau: Das Kostenwachstum ist kein Problem»

Für FMH-Präsidentin Yvonne Gilli ist klar: Es braucht Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen. Aber es braucht keine Kostenbremse-Initiative.

image

«Kein Mensch will Rationierungen»

Für Santésuisse-Präsident Martin Landolt würde die Kostenbremse-Initiative nicht zu Qualitätsverlust führen. Solange die Bundespolitik ihre Hausaufgaben macht.

image

«Die Spitäler sind selber schuld»

Santésuisse-Präsident Martin Landolt über defizitäre Spitäler, den Tardoc-Streit, ambulante Pauschalen und unnatürliche Kooperationen.