Das sind die häufigsten fatalen Sommer-Unfälle

Der Sommer ist da und mit ihm hitzige Temperaturen, die zum Baden einladen. Sprünge ins kalte Nass enden jedes Jahr tragisch. Es lauern aber noch andere Gefahren.

, 16. Juni 2021 um 14:38
image
  • paraplegiker-zentrum
  • unfall
  • reha
Es war im Sommer 2020 als der Zentralschweizer Nico Schmid mit Freunden mehrmals unbekümmert in einen See sprang. Der letzte Sprung des 23-Jährigen endete beinah tödlich. Nur Dank einer seiner Freunde ist Nico heute noch am Leben; allerdings mit Einschränkungen: Als er mehrere Tage später im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil aus dem Koma erwachte, spürte er seinen Körper vom Schlüsselbein abwärts nicht mehr.
Nico ist kein Einzelfall: An heissen Sommertagen verletzen sich jedes Jahr junge Erwachsene bei einem «Köpfler» ins Wasser. Die Verletzungen können so gravierend sein, dass sie mit einer Tetraplegie, bei welcher auch die Arme von der Lähmung betroffen sind, enden. 

Lauernde Gefahren und erschreckende Zahlen

Zu den häufigsten Sommerverletzungen gehören laut SPZ
  • Badeunfälle,
  • Velounfälle und 
  • Wanderstürze.  
Simon Rohrer, Leiter der SPZ-Unternehmenskommunikation, erklärt gegenüber Medinside: «2020 haben sich deutlich mehr Wanderstürze ereignet als 2019. Bei den anderen Sommer-Unfällen können wir keine signifikante Veränderung verzeichnen.»
Badeunfälle sind neben Skiunfällen die häufigste Sportunfallursache bei den Erstrehabilitationen in Nottwil. Erschreckend: 2020 ereignete sich 300 Prozent mehr Winterunfälle als 2019. 
image
Nico auf dem Balkon des SPZ. (zvg)

Junge Männer stark betroffen

Im SPZ wurden in den vergangenen neun Jahren über 40 meist junge Menschen aufgrund eines Badeunfalls monatelang behandelt. Vor allem in den letzten zwei Jahren sei ein Anstieg an Patienten, die aufgrund eines Badeunfalls querschnittgelähmt sind, zu verzeichnen.
Die Betroffenen verbringen zwischen acht und zwölf Monate in der Rehabilitation. «Gemäss Datenlage der letzten Jahre ist der Altersdurchschnitt unter 30 Jahren und tendenziell sind mehr Männer betroffen als Frauen», so Rohrer.
Der Weg nach dem Unfall ist steinig: Betroffene müssen lernen, wieder alleine zu atmen, zu essen, sich mit dem Rollstuhl zurecht zu finden und das Leben als Tetraplegiker anzunehmen und zu meistern. Auch Nico kämpfte sich Stück für Stück zusammen mit einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden und Therapeutinnen wieder zurück in sein neues Leben.

Nico heute

Nico konnte vor Kurzem seine Rehabilitation im Schweizer Paraplegiker-Zentrum beenden. Er lernte, wie die meisten anderen betroffenen Patienten am SPZ, wieder selbständig zu essen, erlernte den Umgang mit dem Rollstuhl und bereitete sich mit gezieltem und umfassenden Training darauf vor, sein Leben möglichst selbständig zu meistern.
Rohrer erklärt: «Grundsätzlich ist die Rehabilitation eines querschnittgelähmten Menschen unterschiedlich; abhängig vom Ausmass der Rückenmarkverletzung und vom individuellen Verlauf. Je nachdem, welche Voraussetzungen die Patientinnen und Patienten mitbringen, sind die Fortschritte anders.» 
Nico ist heute in der Dankbarkeit. «Jetzt wo ich nicht mehr alles machen kann, bin ich froh und dankbar für alles, was ich gemacht und erlebt habe. Mir hat es geholfen, dass ich sagen kann, dass ich zufrieden bin mit dem Leben, wie ich es bisher gelebt und gestaltet habe. So kann ich auch positiv in die Zukunft schauen», sagt er. Zu weit in die Zukunft blicken wolle er aber nicht. «Jetzt geht es für mich zuerst Mal darum, meinen neuen Alltag zu meistern. Das ist jetzt die erste Herausforderung. Danach muss ich Stück für Stück schauen.»
Hier geht es zu den SLRG-Baderegeln. 
image
Übersicht Erst-Rehabilitation in Nottwil. (zvg)
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Reha Rheinfelden: Forschungspreis 2023 für MS-Studie

Nadine Patt von den Kliniken Valens untersuchte neue Methoden gegen Fatigue bei Patienten mit Multipler Sklerose.

image

«Man kriegt die volle Reichweite – und kommt zugleich in alle Nischen»

Seit Mitte Januar arbeiten Medinside Jobs und med-jobs.com zusammen. Fürs Employer Branding entsteht eine starke Kommunikations-Drehscheibe. Was sie bietet, sagt Stephan Meier-Koll, Head of Sales Medinside.

image

Angebote der Rehaklinik Seewis

Die Rehaklinik Seewis hat sich auf kardiologische, psychiatrisch-psychosomatische und internistisch-onkologische Rehabilitation sowie Prävention spezialisiert. Dieser Artikel stellt die Situation für Patientinnen und Patienten beim Eintritt sowie die Angebote der Rehaklinik vor.

image

Alexander Gäumann wird CEO der Reha- und Kurklinik Eden

Der heutige Geschäftsführer der Gesundheit Simme Saane AG löst im März Andreas Kammer bei der Brienzersee-Klinik ab.

image
Gastbeitrag von Roland Wiederkehr

Hypnose: Wirksam, zweckmässig, wirtschaftlich – und ignoriert

Hypnosetherapien könnten helfen, die Gesundheitskosten einzudämmen. In den Spitälern der Romandie sind sie bereits verankert. Wann folgt die Deutschschweiz?

image

Rehakliniken: Erfolgsfaktoren fürs Digitalisierungsprojekt

Rehakliniken haben besondere Anforderungen an die IT. Sieben Aspekte, die bei anstehenden Digitalisierungsprojekten für sie entscheidend sind.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.