Das iPad informiert besser als der Doktor

Patienten vor einer Operation fühlen sich besser informiert durch einen Film zum Thema als nach einem Gespräch mit dem Operateur selber. In einer Untersuchung dazu waren die Ergebnisse klar – erschütternd klar sogar.

, 1. April 2016 um 07:13
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«Danke, Herr Doktor, aber zeigen Sie mir doch einfach das Video…»: Diese Reaktion könnte den Ärzten bald bei einem Beratungsgespräch blühen. Denn offenbar informieren Geräte wie Tablets und Computer die Patienten besser als die Mediziner aus Fleisch und Blut.
Klingt jetzt übertrieben? Es ist die Aussage einer australischen Ärztegruppe, die am diesjährigen Treffen der European Association of Urology in München präsentiert wurde. 
Die Mediziner bereiteten dabei Patienten auf Operationen vor, indem sie ihnen iPads mit Erklär-Videos überreichten. Danach untersuchten sie, wie diese Patienten ihre Situation einschätzten und über die anstehende Behandlung informiert waren.

Vorbereitung auf Nierenstein-Entfernung

Ergebnis: Sie wussten besser Bescheid als jene Patienten, die sich im direkten und persönlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt schlau machten.
Eingeschränkt werden muss, dass es sich um ein kleines Sample handelte, bei dem 45 Patienten mit einem normalen Arzt-Gespräch auf eine operative Nierenstein-Entfernung vorbereitet wurden, während sich andere 43 Patienten durch eine Video-Präsentation über ihren Zustand und die Operation informierten. Bei einer nachfolgenden Befragung wurde ihr Verständnis für die Abläufe und ihre Zufriedenheit überprüft.
European Association of Urology: «Study shows patients prefer iPads to doctors when discussing surgery», in: «EurekAlert», März 2016.European Association of Urology: «Study shows patients prefer iPads to doctors when discussing surgery», in: «EurekAlert», März 2016.
EAU 16, Munich | News: «iPad overtakes the doctor»
Heraus kam, dass die Tablet-Patienten ein um 15,5 Prozent besseres Wissen über die Situation hatten. Und am Ende, nachdem alle Patienten auch die andere Informations-Methode kennengelernt hatten, beurteilten über 80 Prozent (!) die Video-Information als besser denn das Gespräch mit dem Arzt.
Woran lags? «Die Patienten finden beim normalen Arztgespräch die medizinische Sprache oft schwierig, und ihnen ist die Begegnung oft peinlich», sagt einer der Beteiligten, Matthew Winter vom Royal North Shore Hospital in Sydney.
Das Team aus Sydney kam denn auch zum Schluss, dass der Einsatz von tragbaren Videomedien jedem Arzt die Möglichkeit gibt, das eigene Vorgehen und die eigene Technik auf eine innovative, dynamische und engagierte Art und Weise mitzuteilen.

Wie man Patienten informiert:

Sunny Nalavenkata vom Box Hill Hospital in Sydney berichtet während der EAU16 in München über die Studie – gemeinsam mit Thorsten Bach, Patient Information Consultant der European Association of Urologists.
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