Covid-19: HLA-System spielt zentrale Rolle

Eine Studie mit Badener Beteiligung bestätigt: Ob jemand schwer an Covid-19 erkrankt, liegt auch an seinen Genen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Eclinicalmedicine veröffentlicht.

, 6. September 2021 um 08:23
image
  • studie
  • forschung
  • coronavirus
  • genetik
Am 8. Juli hat das renommierte Fachmagazin Nature eine spannende Studie publiziert: Darin sind die Ergebnisse aus der grössten je durchgeführten Genetik-Studien mit Daten aus 19 Ländern und über 50'000 Covid-19-Patienten zu finden: Gemäss der Wissenschaftler sind dreizehn mutierte Genvarianten für die schweren Verläufe von Covid-19 verantwortlich. Medinside berichtete hier darüber.
Jetzt bestätigt eine weitere Studie, dass Gene den Krankheitsverlauf von Covid-19 beeinflussen können. Zu diesem Schluss kommt eine Studie mit über vierhundert erwachsenen Patienten aus Deutschland, Spanien und der Schweiz, an der auch ein interdisziplinäres Team des Kantonsspitals Baden (KSB) mitgewirkt hat. Die Studie wurde im Fachjournal «Eclinicalmedicine» der «Lancet»-Gruppe veröffentlicht.

HLA-System im Zentrum

Im Zentrum der Beobachtungen standen das Humane Leukozytenantigen-System (HLA-System). Dabei handelt es sich um eine Gruppe menschlicher Gene, die für die Funktion des Immunsystems zentral sind. Die HLA-Moleküle helfen unter anderem dem Immunsystem, zwischen körpereigenem und körperfremdem Gewebe zu unterscheiden.
«Da die HLA-Merkmale genetisch veranlagt sind, konnten wir aufzeigen, dass es durchaus eine genetische Prädisposition für einen schweren Verlauf bei einer Covid-19-Erkrankung gibt», wird der KSB-Chefarzt Professor Jürg H. Beer, Direktor des Departementes Innere Medizin, in der Medienmitteilung zitiert.
Insbesondere ein HLA-Subtyp, nämlich HLA-C* 04:01, sei offensichtlich mit einem im Verlauf der Erkrankung doppelt so hohen Risiko für eine maschinelle Beatmung assoziiert. Diese Erkenntnis könne bei der Behandlung von Patienten von Bedeutung sein, biete sie doch potenziell die Möglichkeit einer Identifikation von Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für schwere Infektionen, schreibt das KSB.
An der Studie mit dem Titel «HLA-C* 04:01 is a Genetic Risk Allele for Severe Course of Covid-19» wirkten neben den KSB-Forschern auch Vertreter des Klinikums Wels-Grieskirchen, der Charité in Berlin sowie Zentren in Spanien mit. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Die Frage ist doch: Was sind uns unsere Kinder wert?»

Christoph Berger war das Gesicht der Covid Impfstrategie. Als Kinderarzt kämpft er für die bestmögliche Medizin seiner kleinen Patienten, zugleich macht ihm die ungenügende Finanzierung der Kindermedizin zu schaffen.

image

Die steigende Lebenserwartung hat ihren Preis

Eine neue Studie verdeutlicht den erhöhten medizinischen Pflegebedarf vieler alter Menschen vor ihrem Tod. Es ist die erste Studie mit Aussagekraft für die gesamte Bevölkerung.

image

Was Ärzte und das Pflegepersonal von Spitalclowns lernen können

Clowns in Spitälern muntern vor allem die kleinsten Patienten in Spitälern auf. Aber auch das Gesundheitspersonal kann Fähigkeiten von Clowns in ihrer Arbeit am Spitalbett einsetzen.

image

Studie: Fast jede Pflegeperson erlebt sexuelle Belästigung

Laut einer aktuellen Studie erlebt 95,6 Prozent des Pflegepersonals sexuelle Belästigung. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren körperlichen Übergriffen ausgesetzt.

image

Blasenkrebs: Dank künstlichen Mini-Tumoren soll die Therapie verbessert werden

Berner Forschenden ist es gelungen, künstliche Mini-Blasentumore zu züchten, an denen sich Medikamente besser testen lassen. Damit sollen die personalisierten Therapien verbessert werden.

image

Neue Ausbildung will Patienten besser einbinden

Patienten als Experten: Ein Ausbildungsprogramm in der Schweiz soll Patienten auf aktive Mitwirkung in medizinischer Forschung vorbereiten.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.