Brustkrebs: Neue OP soll Nebenwirkungen reduzieren

Eine Schweizer OP-Methode verspricht die gezielte Entfernung krebsbefallener Lymphknoten. Diese wird nun vom Universitätsspital Basel international untersucht.

, 19. Mai 2021 um 08:07
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In der Schweiz erkranken jährlich rund 6200 Frauen und 50 Männer an Brustkrebs (Mammakarzinom). Er macht rund einen Drittel aller Krebsdiagnosen bei Frauen aus, was ihn zur häufigsten Krebsart macht. Betroffen sind vor allem Frauen ab dem 50. Lebensjahr, doch auch jüngere betrifft die Krankheit: 20 Prozent aller Patientinnen sind zum Zeitpunkt der Diagnose unter 50 Jahre alt. 

Viele Komplikationen nach Eingriff

Das Standardverfahren für Brustkrebs-Patientinnen mit ausgeprägtem Lymphknotenbefall ist ein chirurgischer Eingriff. Dabei werden viele Lymphknoten im Achselbereich entfernt. Die Krux. Bei diesem radikalen Verfahren wird nicht unterschieden, ob die Lymphknoten vom Krebs befallen sind oder nicht. Dies führt dazu, dass viele Patientinnen nach der Operation Komplikationen wie Schmerzen, Gefühlsstörungen, Bewegungseinschränkung der Schulter und Lymphstau (sogenanntes Lymphödem) haben.

Studie: Unispital Basel übernimmt «Taxis»

Unter der Leitung von Professor Weber und des Oncoplastic Breast Consortium (OPBC) übernimmt das Universitätsspital Basel ab sofort die Führung der international angelegten Studie Taxis. Diese untersucht, ob das neu entwickelte, chirurgische Verfahren der Brustkrebstherapie ebenso sicher und wirksam ist wie das bisherige Standardverfahren. 
Es handelt sich dabei um ein Verfahren, bei dem nur die befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle selektiv und schonend entfernt werden. Die Patientinnen werden dafür mit einer angepassten Strahlentherapie behandelt, was allesamt die Lebensqualität der Frauen verbessern soll.
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK), welche die Taxis Studie bisher geleitet hat, unterstützt die Studie weiterhin und arbeitet mit dem Universitätsspital Basel eng zusammen, heisst es in der Medienmitteilung

«Fokussierte Axillachirurgie» auf gutem Weg

Die in der Schweiz entwickelte Studie Taxis ist laut des Universitätsspitals Basel die aktuell weltweit bedeutendste Studie zur Deeskalation der Achselhöhlenchirurgie bei Patientinnen mit Brustkrebs. Sie hat bereits über 400 der 1500 erforderlichen Patientinnen an 44 Brustzentren in sechs Ländern rekrutiert und liegt damit im Studienzeitplan. 
Die bisherigen Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass das Verfahren sehr gut funktioniert. Die «fokussierte Axillachirurgie» werde die Zukunft der Achselhöhlenchirurgie massgeblich bestimmen, so das Unispital. Tatsache ist: Weltweit erkrankt jede achte Frau an Brustkrebs. Diese Studie und das darin untersuchte Verfahren wird wesentlich dazu beitragen, die Nebenwirkungen einer chirurgischen Überbehandlung zu ersparen.
Den Patientinnen des Universitätsspitals Basel steht diese Behandlungsmethode im Rahmen der Studienteilnahme bereits heute zur Verfügung.
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