Arivale? Vielleicht sollten Sie jetzt schon einen Blick auf diese Firma werfen

Mehrere bekannte US-Mediziner starten ein Unternehmen, das sich auf neue Art zwischen Patienten und Ärzte schieben will. Es ist ausgerüstet mit einem Multimillionen-Etat.

, 19. Juli 2015 um 08:00
image
  • trends
  • genetik
Vielleicht kann man von Langfrist-Controlling reden. Oder von personalisierter Körper-Optimierung. Oder von genetisch fundiertem Coaching.
Mit Angeboten dieser Art will eine Firma namens Arivale kurzerhand eine neuen Zweig des Gesundheitswesens entstehen lassen – Scientific Wellness.
Gewiss, jeden Tag werden Dutzende Firmen gegründet, die mit grossen Worten beanspruchen, das Gesundheitswesen zu beleben oder gar umzukrempeln (gerade an der US-Westküste). Aber Arivale, angesiedelt in Seattle, muss man vielleicht aus mehreren Gründen ernst nehmen.
Zum einen versammelt sich hier viel Biotech-Prominenz. Gegründet wurde Arivale zum Beispiel von Lee Hood, der unter anderem den automatischen DNA-Sequenzer entwickelt hat. Mit an Bord sind ferner der bekannte Kardiologe Eric Topol oder Harvard-Genetiker George Church.

Hier das Genom, dort das Coaching dafür

Ihre Idee? Kurz gesagt will sich Arivale in einer neuen Art zwischen die Patienten und ihre Ärzte schieben. Interessierte Menschen lassen in einem ersten Schritt ihre medizinischen Rahmen abtesten – ihre Krankheiten, ihr Genom, den bakteriologischen Befund, ihr Aktivitätenprofil, ihre Vitaldaten.
Im Kern geht es darum, genetische Analyse mit der täglichen Wellness in Beziehung zu bringen. Die Kunden von Arivale erhalten nämlich auf der Grundlage ihrer Daten ein individuelles Coaching: Die Unternehmen unterhält ein Team aus Ärzten, Ernährungsberatern oder Fitness-Trainern, die stetig Ratschläge für die Einzelnen entwickeln, individuell auf die Situation angepasst.

Telemedizin in einem neuen Gewand

Oder anders gesagt: Arrivale kombiniert die Einsichten der Genom-Forschung und von individualisierten medizinischen Daten, um ein massgeschneidertes Coaching anzubieten. Wobei die Mediziner beziehungsweise Trainer den Kunden online wie telefonisch zur Verfügung stehen.
Die ersten Entwicklungsschritte finanzierte die Venture-Capital-Firma Polaris Partners; jetzt, in einer zweiten Runde, schossen weitere Finanzfirmen insgesamt 36 Millionen Dollar in die Firma ein (zur entsprechenden Mitteilung). Lee Hoods Jung-Unternehmen wird also noch vor dem Start mit einer dreistelligen Millionensumme bewertet.

Neue Branche, unberührter Markt

«Arrivale hat ein grosses Potential, das bestehende Gesundheitswesen durch wissenschaftliche Wellness zu verändern – also mit einem völlig neuen Zweig und einem unberührten Markt», sagt Robert Nelson von Arch Venture Partners, einer der beteiligten Finanzierungsfirmen.
Geld verdienen will das Unternehmen durch eine Art Abonnementsgebühr: Wer sich mit Arivale fit, well und gesund halten will, bezahlt 2000 Dollar pro Jahr. Und die Idee ist ja auch, dass sich die Kunden auf eine langfristige Beziehung zur ständigen Optimierung des Körpers einlassen.
Jetzt laufen die ersten Tests mit 150 Personen; der Vollstart erfolgt dann im Jahr 2016.

Der Erklär- und Image-Film von Arivale:



Mehr / siehe auch:


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Das Medikament aus dem Kleiderschrank

Empa-Forschende haben Textilfasern entwickelt, die gezielt Heilmittel abgeben können.

image

Kritik am neuen Prostata-Test

Durchbruch in der Prostatakrebsprävention oder vor allem Marketing? Urologen sehen den neuen Stockholm 3-Test kritisch.

image

Studie: Unser Gesundheitswesen ist eine CO2-Schleuder

Der Gesundheitssektor verursacht fast 7 Prozent der Schweizer Treibhausgas-Emissionen. Im internationalen Vergleich steht die hiesige Branche nicht allzu sauber da.

image

Schwieriges Jahr für Regio 144

Weniger Einsätze und ein Minus von 114'228 Franken. Und eine Veränderung im Verwaltungsrat.

image

Migros kippt Hörgeräte und Brillen aus dem Angebot

Nach nur vier Jahren verkauft die Migros ihre Misenso-Filialen. Hörgeräte und Brillen sind der Migros medizinisch zu spezialisiert.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.