Ambulante Pauschalen rücken näher und näher

Einzelleistungstarif oder ambulante Pauschalen? Beides, findet die ständerätliche Gesundheitskommission. Curafutura hingegen glaubt nicht an das Nebeneinander.

, 29. Januar 2021 um 13:07
image
Stationäre Behandlungen werden seit Jahren über Fallpauschalen abgerechnet. Auch im ambulanten Sektor gibt es mehr und mehr Bestrebungen, Pauschalen flächendeckend anzuwenden. Diese stehen dem neuen Einzelleistungstarif Tardoc (ergänzend) gegenüber, der von der Ärzteverbindung FMH und vom Versichererverband Curafutura entwickelt wurde.
Die Gesundheitskommission des Ständerates hat nun am Freitag entschieden, «im Grundsatz die Einführung von Pauschaltarifen für ambulante Behandlungen zu unterstützen». Der Entscheid wurde im Rahmen der Diskussion um die Massnahmen der Kostendämpfung im Gesundheitswesen gefällt.

Gemeinsam unter einem Dach

Ambulante Pauschalen sollten demnach auf einer eigenen, landesweit einheitlichen Tarifstruktur beruhen. Die Ausgestaltung allerdings dürfte noch zu reden geben: Denn bei dieser weicht die Kommission vom Nationalrat ab.
Geplant ist, dass die Tarifpartner in einer Organisation in Zukunft gemeinsam unter einem Dach ambulante Pauschalen und den Einzelleistungstarif «pflegen und weiterentwickeln». Dies ist seit Jahren nicht mehr so. Der Grund: divergierende Ansichten zwischen Ärzteschaft, Spitälern und Versicherern.

Für den Spitalverband und Santésuisse ein wichtiger Schritt

Die beiden Verbände Santésuisse und Hplus, die sich stark für ambulante Pauschalen einsetzen, begrüssen das «Bekenntnis zugunsten einer gleichwertigen Behandlung von ambulanten Pauschalen und Einzelleistungstarif».
Der Entscheid der Gesundheitskommission sei «ein Zeichen zugunsten des Tariffriedens». Und damit werde der «Zersplitterung der Tariflandschaft ein Ende gesetzt», steht in der gemeinsamen Mitteilung der Spitalorganisation und des Krankenversichererverbands zu lesen.

«Einzelinitiativen zu einem Gesamtwerk vereinen»

In der geplanten nationalen Tariforganisation sollen sich alle Tarifpartner mit allen ambulanten Tarifen befassen, schreiben die beiden Institutionen weiter. «Damit können sie ihre Einzelinitiativen zu einem kohärenten und zukunftsfähigen Gesamtwerk vereinen.» 
Beide Tarife, ambulante Pauschalen und Einzelleistungstarife wie der Tardoc, müssten aber auf der Basis der «gleichen, transparent erhobenen, reellen Kosten- und Leistungsdaten» aufgebaut werden. Hier orten Hplus und Santésuisse offenbar noch Mängel.   

Curafutura: «Das führt zu unlösbaren Konflikten»

Curafutura, das sind die Krankenversicherer CSS, Helsana, Sanitas und KPT, bedauert diesen Entscheid. Für den anderen Krankenversichererverband werden zwei parallele Tarifstrukturen zu «unlösbaren Konflikten» zwischen diesen beiden «ungenügend koordinierten Strukturen» führen.
Der Einzelleistungstarif – sprich Tarmed beziehungsweise neu Tardoc – müsse der Haupttarif bleiben, teilt der Versichererverband am Abend mit. Pauschaltarife könnten als Ergänzung hinzugefügt werden. Für Curafutura sind Pauschaltarife nämlich «keine Zauberformel». Sachdienlich seien diese nur in 20 Prozent der ambulanten Leistungen. Santésuisse allerdings spricht von bis zu 70 Prozent im spitalambulanten Bereich. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zwei neue Ärztinnen in Hasliberg

Ab 1. Mai 2025 verstärken Dr. med. Stefanie Zahner-Ulrich und Dr. med. (SRB) Sonja Krcum Cvitic das Team der Rehaklinik Hasliberg. Mit ihren fundierten Erfahrungen in Allgemeiner Innerer Medizin bzw. Physikalische Medizin und Rehabilitation erweitern sie gezielt die medizinische Kompetenz der Klinik

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Verhandlungen zwischen Versicherern und Spitälern: ein «halber Misserfolg»

In Genf gibt es keine Einigung bei den Zusatzversicherungen. Patienten erhalten für bestimmte Behandlungen keine Kosten mehr zurückerstattet.

image

Peter Indra geht zur Sanitas

Der Arzt und ehemalige Chef des Zürcher Amts für Gesundheit soll beim Krankenversicherer die Grundversorgung gezielt weiterentwickeln.

image

In Genf und Waadt geht es um die «Geiselnahme» der Zusatzversicherten

Der Konflikt zwischen Ärzten und Versicherern über die Kostenübernahme für Halbprivat- und Privatpatienten schwelt weiter: Die Waadtländer Ärztegesellschaft wendet sich an die Finma, während Genf ein Ultimatum stellt.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.