Alpha Medic: Revierstreit im Aargauer Rettungswesen

Mit einem raffinierten Schachzug hat der private Rettungsdienst-Anbieter Alpha Medic die «grosse» Zulassung im Aargau erhalten. Den Spitälern passt dies aber überhaupt nicht.

, 5. April 2016 um 07:32
image
  • spital
  • rettungsdienst
  • alpha medic
  • kanton aargau
  • politik
Der Kanton Aargau hat dem privaten Rettungsdienst Alpha Medic mit Sitz im zugerischen Baar die Betriebsbewilligung für einen Rettungsdienst mit Stützpunkt in Lenzburg erteilt.
Wie es dazu kam, bezeichnet die «Aargauer Zeitung» als «Farce». Alpha Medic, bislang von Wohlen aus operierend, verfügte bereits über die «kleine» Bewilligung für Sekundärtransporte (Patienten-Verlegungen). Weil der Kanton Zürich aber nicht zwischen Primär- und Sekundär-Rettungstransporten unterscheidet, beantragte Alpha Medic mit Erfolg eine Zulassung in Zürich – gestützt auf die «kleine» Bewilligung im Aargau. Mit der Zürcher Bewilligung in der Tasche bekam Alpha Medic auch im Aargau die «grosse» Bewilligung.

Umliegende Spitäler wollen «Gebietsschutz»

Nun muss der Kanton Aargau dem privaten Anbieter Alpha Medic ein Gebiet zuteilen müssen. Die «schnelle Erreichbarkeit» ist laut dem Kanton das einzige Kriterium, nach welchem er die Zuteilung vornimmt. Und hier hat Alpha Medic mit Stützpunkt Lenzburg gute Chancen, weil ein recht grosses Einzugsgebiet schneller zu erreichen ist.
Für die etablierten Rettungsdienste und Spitäler heisst dies nun: Wenn ein neuer Anbieter auf den Markt drängt, verlieren sie Einsätze und damit Einnahmen vermutlich in Millionenhöhe, wie die Zeitung weiter schreibt. Der Kostendeckungsgrad verschlechtere sich, die Rettungsdienste müssten stärker aus dem Spitalbudget quersubventioniert werden.

Alpha Medic fordert Revierbereinigung

Alpha Medic hat nun drei Jahre Zeit, die erforderliche Anerkennung durch den Interverband für das Rettungswesen (IVR) zu erlangen. Sollte zudem die Zürcher Bewilligung dahinfallen, würde Alpha Medic auch die «grosse» Bewilligung für den Aargau wieder verlieren.
Von Alpha Medic verlange man derzeit für die Gebietszuteilung den Nachweis der Anstellung von genügend Personal für einen 24-Stunden-Betrieb, sagt Geschäftsführer Jean-Claude Furegati der «Aargauer Zeitung».
Furegati stellt sich aber auf den Standpunkt, dass er keinesfalls mehr Personal fest anstellen kann, bevor eben diese Gebietszuteilung und Anbindung an die Einsatzleitstelle gesichert ist. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.