Akupunktur brachte jungen Mann auf die Intensivstation

Eine alternativmedizinische Behandlung führte bei einem jungen Mann zu einer Perikarditis. Die Ursache für die Herzbeutelentzündung: Metallische Bestandteile von Akupunktur-Nadeln.

, 7. Dezember 2021 um 14:00
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Es ist doch ein ungewöhnlicher Fall, über den die deutsche «Ärzte Zeitung» (Abopflicht) aktuell berichtet. Ein 24 Jahre alter Mann aus Kanada litt an Thoraxschmerzen. Die Ärzte diagnostizierten eine akute Perikarditis mit Perikarderguss. Der Zustand verschlimmerte sich und der junge Mann kommt schliesslich auf die kardiovaskuläre Intensivstation. 
Die kanadischen Ärzte suchten weiter nach der Ursache für die Herzbeutelentzündung, wie die medizinische Zeitung den Fallbericht der «Journals of the American College of Cardiology» zitiert. Erst ein MRT und eine zusätzliche CT-Untersuchung zeigten zwei metallische Fragmente im rechten Ventrikelmyokard, die in die rechte Herzkammer hineinragten. 
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Bild: «JACC Case Reports»

Nadelartige Konstrukte im Herzen

Der Patient erinnerte sich daran, dass er sich vor drei Monaten einer Akupunktursitzung wegen Verdauungsproblemen unterzogen hatte. Nun stand auch die Ursache mit ziemlich hoher Sicherheit fest: Im Zuge dieser Sitzung verblieben Bestandteile der Akupunktur-Nadeln im Körper des Mannes – und wanderten dann in den rechten Ventrikel und verursachten ein Hämoperikard.
Dem 24-jährigen Mann wurden die beiden metallischen Nadelfragmente in der Folge über die rechte Vena jugularis mithilfe eines endovaskulären Systems entfernt. Die Fragmente waren neun und sieben Milimeter lang (siehe Bild). Nach zehn Monaten erholte sich der junge Patient vollständig.
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Bild: «JACC Case Reports»

Verzögerung bis zu einem Jahrzehnt möglich

Es sei zwar selten, aber nicht der erste Fall von kardialen Komplikationen nach Akupunktursitzungen, die zu Perikardergüssen und Herztamponaden führten. Manchmal könne es sogar bis zu einem Jahrzehnt dauern, bis daraus resultierende Beschwerden auftreten, so die Ärzte um Wassim Bedrouni.
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