AGZ: Ärzte kompensieren sinkende Einkommen mit höheren Arbeitszeiten

Im Kanton Zürich sind ein Drittel der Hausärzte und über ein Viertel der Spezialisten mit ihren Löhnen unzufrieden. Dies zeigt eine Umfrage der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich (AGZ).

, 14. Februar 2017 um 07:48
image
Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich (AGZ) hat bei ihren Mitgliedern eine Umfrage durchgeführt, dies im Rahmen ihrer Kampagne «Ärzte für Zürich». Ziel war es, die Entwicklung der Betriebskosten, die Zufriedenheit mit Lohn und Arbeitszeit und die Ansprüche der Patienten einzuschätzen. 
Hintergrund ist die Forderung der AGZ nach einem höheren Taxpunktwert und die daraus entstandene Kontroverse (siehe hier). «Die hohe Beteiligung vermittelte einen guten Eindruck von der Stimmung unter den Ärzten und zeigte, dass die Forderung nach einem höheren Taxpunktwert berechtigt ist», lautet wenig überraschend das Fazit der Studie

Betriebskosten gestiegen

1'200 Ärztinnen und Ärzte nahmen an der Umfrage teil. Gut 60 Prozent der Ärzte gaben an, dass die Betriebskosten ihrer Praxis - also Miete, IT, Infrastruktur und Löhne - seit 2004 zugenommen haben, bei 9 Prozent betrug der Anstieg sogar über 30 Prozent.  
image
Entwicklung Stundenlohn (Quelle: AGZ)

Lohneinbusse kompensieren

Die Mehrheit der befragten Ärzte verzeichnet seit der Einführung von Tarmed im Jahr 2004 eine Zunahme ihrer Jahresarbeitszeit und gleichzeitig einen Rückgang der Stundenlöhne. Ärzte müssen mithin mehr arbeiten, um das gleiche Einkommen wie vor 12 Jahren zu erzielen. Die AGZ erinnert in der Studie daran, einer der Grundgedanken von Tarmed sei es, die kostendeckende Führung einer Arztpraxis zu ermöglichen. 
image
Entwicklung Jahresarbeitszeit (Quelle: AGZ)

«Besorgniserregend»

Trotz gestiegenem Betriebsaufwand und geringeren Stundenlöhnen lasse sich kein durchweg negatives Stimmungsbild unter den Zürcher Ärzten ableiten, so die Studie. Die Frage nach der Zufriedenheit mit ihrem Lohn bzw. dem Gewinn ihrer Arztpraxis beantworten rund 44 Prozent der Teilnehmer positiv. 
«Besorgniserregend» sei jedoch, dass 33 Prozent der Grundversorger und 28 Prozent der Spezialisten «eher unzufrieden» bis «sehr unzufrieden» seien mit ihrem Verdienst. 
Insofern sei die Forderung nach einer Erhöhung des Taxpunktwerts berechtigt und werde beibehalten. Das Verhandlungsziel bleibe, dass Ärzte im Kanton Zürich ihre Praxis mit einem Arbeitspensum von 100 Prozent rentabel führen könnten. 
image
Zufriedenheit mit Lohn (Quelle: AGZ)

Der fordernde Patient

Die Ärzte sehen sich laut AGZ-Umfrage mit immer steigenden Ansprüchen konfrontiert. 60 Prozent der Teilnehmer melden «deutlich» gestiegene Erwartungen der Patienten in allen abgefragten Statements. 
Patienten erwarten heute...
  • ...ausführliche Informationen über die Kosten und die Abstimmung der Behandlung in Bezug auf die Kosten.
  • ...die Ausstellung eines Arztzeugnisses.
  • ...umfangreiche Laboranalysen.
  • ...eine Zweitmeinung.
  • ...ein MRI/MRT oder eine ähnliche Abklärung. 
Die AGZ will die Ergebnisse in den Verhandlungen mit den Krankenkassen als Argument benutzen, dass steigende ambulante Leistungen nicht nur durch Ärzte selber hervorgerufen werden, sondern durch steigende Anforderungen der Patienten.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Arzt & Co.: Das Kinderarzthaus wird erwachsen

Die neu gegründete Firma Arzt & Co. eröffnet eine erste Hausarztpraxis in Baden. Sie ist ein Schwesterunternehmen der Kinderarzthaus-Gruppe.

image

Zürich bekommt eine neue Kantonsärztin, Appenzell sucht eine

Franziska Kluschke tritt im Februar in die Fussstapfen von Christine Maier.

image

Nidwalden: Praxisassistenz für die Pädiatrie

Assistenzärzte des Luzerner Kantonsspitals erhalten die Möglichkeit zu sechsmonatigen Einsätzen im Nachbarkanton.

image

Clinicum Alpinum Liechtenstein: Mitgründer tritt zurück

Marc Risch übergibt das Zepter an Pavel Ptyushkin.

image

Starthilfe bar auf die Hand: Deals zwischen Labors und Ärzten kosten Millionen

Während Labors die Mediziner mit Kickbacks belohnen, steigen die Kosten für Laboranalysen.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.