Ärztliche Schweigepflicht für IT-Experten

Diese Debatte steht auch hier bald an: Deutschlands Justizministerium will IT-Beauftragte der ärztlichen Schweigepflicht unterstellen.

, 25. Januar 2017 um 15:00
image
  • e-health
  • trends
  • elektronisches patientendossier
Im Justizministerium in Berlin liegt ein Gesetzesentwurf, der eine Einschränkung des Schweigepflichts-Paragraphen vorsieht. Dies erfuhr die «Medical Tribune» Deutschland. Die Idee dabei: Mediziner sollen nicht mehr wegen Missachtung der Sorgfaltspflicht verfolgt werden können, wenn ein Informatiker Einblick in gewisse Patienteninformationen hatte.
Andererseits werden aber die IT-Experten als «mitwirkende Personen» in den Schweigepflichts-Paragraphen einbezogen. Das heisst: Die Diskretion gilt auch für sie. So wird es beispielsweise jetzt schon in der Zusammenarbeit mit den MPA gehandhabt.

IT gleich MPA

Die Rechtslage in der Schweiz ist weitgehend identisch wie in Deutschland. Hier unterstehen die Ärzte laut dem Strafgesetzbuch-Artikel 321 der Schweigepflicht, und diese gilt auch für ihre Hilfspersonen. Genannt werden dabei etwa «Krankenpfleger, medizinische Praxisassistenten und Ergo- und Physiotherapeuten». Aber nicht – und dies erklärt der Datenschutzbeauftragte explizit – die externen IT-Dienstleister.
Das Problem ist rasch erkannt: Eine moderne Arztpraxis kann kaum noch funktionieren, ohne das Informatiker Zugriff auf verwendete Daten erhalten, und dies heisst konkret: externe Spezialisten. Damit hat man es aber streng genommen mit Verletzungen des Arztgeheimnisses zu tun.

Umsetzung bis 2018

Die Idee des Berliner Justizministeriums sieht nun vor, dass die Ärzte entlastet werden: Ihnen soll nicht mehr vorgeworfen werden können, die Sorgfaltspflichten verletzt zu haben, wenn ein IT-Mensch Einblick in eine Krankenakte hatte. Auf der anderen Seite werden mitwirkende Informatik-Experten in die Strafbarkeit nach dem Schweigepflicht-Paragraph 203 einbezogen. 
Wie die «Medical Tribune» weiter erfuhr, rechnen Experten mit einer Umsetzung des Gesetzes bis 2018. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Immer mehr Pillen – und immer mehr Komplementär-Medizin

Der Gebrauch von Schmerzmitteln hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt. Der Gebrauch von Physiotherapie ebenfalls. Und so weiter.

image

Erste Transplantation mit«DaVinci-Xi-System» am Kantonsspital St. Gallen

Erstmals wurde am KSSG die Niere eines Lebendspenders mit Hilfe chirurgischer Robotik entnommen.

image

Effizienz durch digitale Prozesse

Schwarzwald-Baar Klinikum meistert Hürden der Anbindung von HYDMedia an das LE-Portal

image

Knieprothetik: KSBL setzt auf J&J Robotertechnik

Damit kann eine noch höhere Präzision erreicht werden.

image

Diese klinischen Studien könnten 2024 den Durchbruch schaffen

Neue Impfungen, eine Stammzelltherapie, ein vielfältiger Einsatz von Künstlicher Intelligenz: All das könnte sich demnächst durchsetzen.

image

Forschung: Brustkrebs-Früherkennung mit Fingerabdruck?

Ein Fingerabruck könnte in Zukunft die Mammografie zur Brustkrebs-Früherkennung ersetzen.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.