Pfusch? Spital Aarberg prüft Sorgfaltspflichtverletzung

Ein Arzt hat in der Hand eines Mannes einen Glassplitter übersehen. Der Patient der Berner Insel Gruppe will nun Schadenersatz geltend machen.

, 26. Februar 2019 um 08:04
image
  • spital
  • spital aarberg
  • insel gruppe
Beim Abwaschen eines Weinglases hatte sich ein 33-jähriger Mann Ende Januar verletzt; er musste sich auf der Notfallstation im Spital Aarberg behandeln lassen. Doch der diensthabende Arzt hat in der Wunde einen Glassplitter übersehen, wie die Zeitung «Blick» berichtet. Der Mann wendet sich auf Grund der anhaltenden Schmerzen an seinen Hausarzt: Dieser röntgt und sieht den rund zwei Zentimeter langen und einen halben Zentimeter breiten Splitter. Dieser muss nun operativ entfernt werden.
Der Patient hat laut eigenen Angaben den behandelnden Assistenzart noch mehrmals nach dem Nähen gefragt, ob sich wirklich keine Glassplitter mehr in der Hand befinden würden. Dieser verneinte. Der Mediziner sei offenbar gestresst gewesen, da er laut eigener Aussage in dieser Nacht der einzige Arzt auf der Station war.

«Nur ein Assistenzarzt für die Notfallstation»

Der Patient der Insel Gruppe meldet den Fall dem Spital Aarberg. Die Antwort kommt – und zwar gleich von der Versicherung. Diese will gleich wissen, was denn seine Forderung sei. Dem 33-jährigen Berner gehe es aber ums Prinzip: «Wie kann es sein, dass nur ein einziger Assistenzarzt eine Nacht lang für eine ganze Notfallstation zuständig ist?» Das sei doch «fahrlässig.
Gegenüber der Zeitung versichert das Spital, dass «die Fallabwicklung zügig vorangetrieben» werde und beizeiten geprüft werden müsse, «ob eine Sorgfaltspflichtverletzung stattgefunden hat». Deshalb sei zurzeit noch nicht geklärt, ob der Mann Schadenersatz geltend machen könne oder nicht.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

«Unangemessenes Verhalten»: Insel trennt sich von Klinikdirektor

Nach schwerwiegenden Vorwürfen zieht die Insel Gruppe Konsequenzen und entbindet einen Klinikdirektor mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.