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Pharma: Es braucht einen Ruck – und mehrere Kompromisse
Derzeit berät das Parlament über eine Reihe von Fragen, die für unsere Medikamentenversorgung entscheidend werden.
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt, 13. September 2024 um 22:00«Das BAG hat nun die Chance, mit den Krankenversicherern und der Pharma eine Lösung zu finden»: Autor Silberschmidt | Bild: PD- Der Bundesrat will künftig sehr günstige und margenschwache Medikamente von der dreijährigen Preisüberprüfung respektive von Preissenkung ausnehmen. Dies aus dem einfachen Grund, um zu verhindern, dass ein Medikament aus dem Markt verschwindet, weil der Preis zu tief ist. In der Schweiz gibt es Medikamente, die günstiger als eine Packung Kaugummi sind. Das erschwert die Deckung der Produktionskosten. Die Änderung wird in Art. 32 Abs. 3 KVG vorgenommen.
- Der Bundesrat will die Praxis der heutigen vertraulichen Preismodelle, mit denen pro Jahr mehrere hundert Millionen Franken zu Gunsten der Prämienzahlenden eingespart werden können, im Gesetz verankern (bisher Verordnungsstufe).
- Verkauf ab Tag 0 der Zulassung. Der Nationalrat hat beschlossen, dass innovative Medikamente grundsätzlich ab dem Tag ihrer Zulassung in der Schweiz anhand eines provisorisch definierten Preises auf den Markt kommen sollen. Damit will das Parlament sicherstellen, dass innovative Medikamente schneller für alle Patientinnen und Patienten in der Schweiz zugänglich werden; nicht erst dann, wenn sich das BAG und die Pharmaunternehmung auf einen Preis geeinigt haben. Darüber hinaus können mit dieser Massnahme die Kosten weiter gedämpft werden, weil die Patientinnen und Patienten schneller gesund werden.
«Es kann nicht sein, dass in einem Land wie der Schweiz – mit Sitz des grössten Pharmaunternehmens der Welt – innovative Medizin später als anderswo auf den Markt kommt.»
- Einführung eines Kostenfolgemodells. Der Ständerat hat beschlossen, dass Pharmaunternehmen bei Medikamenten, die in der Schweiz einen hohen Umsatz aufweisen, einen Teil des Umsatzes an die Krankenversicherungen zurückbezahlen sollen. Damit will der Ständerat eine durch das Parlament überwiesene Motion umsetzen. Ein solches Modell ist per se nicht falsch und wird bei gewissen Medikamenten und in verschiedenen Ländern bereits praktiziert.
Chance fürs Trio Farmaco
- In Konstanz kriegt man mehr aktuelle Arzneimittel als in Kreuzlingen: Geht es um den Zugang zu neuen, innovativen Medikamenten, so liegt die Schweiz auf Rang 6 in Europa.
- Koordinierte Versorgung braucht Anreize – keine neue Regulierung: Wenn wir nicht aufpassen, würgt das Spar-Massnahmenpaket bei Hausarztmodellen viele Chancen ab. Ein Kommentar Felix Huber und Guido Klaus.
Das Massnahmenpaket 2
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