Nun will der Bund für mehr Organspenden sorgen

Niemand weiss, wann die Widerspruchslösung für Organspenden kommt. Deshalb macht der Bund nun viel Werbung für die freiwillige Spende.

, 30. Dezember 2022 um 08:59
image
Screenshot der Werbekampagne von BAG und Swisstransplant.
Eigentlich hat die Schweiz vor sieben Monaten eine Lösung fürs Organspenden gefunden: Das Volk hat sich für die so genannte Widerspruchslösung entschieden. Das heisst: Wer nach dem Tod keine Organe und Gewebe spenden möchte, muss dies künftig festhalten. Das Problem ist: Nicht einmal der Bund weiss, wann diese Regelung tatsächlich eingeführt werden kann. Klar ist nur, dass es noch mindestens zwei Jahre geht.

Online-Register scheiterte

Ausgerechnet in dieser «Übergangsphase», wie es der Bund nennt, kam es beim nationalen Spenderegister zu einem Desaster. Wegen Sicherheitsmängeln wurde es zuerst gesperrt und dann ersatzlos aufgehoben. Dies zuerst vor allem in der Hoffnung, dass es mit der Widerspruchslösung sowieso ein neues Register geben würde.
Allerdings wurde dieses Register kürzlich auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Deshalb musste der Bund handeln. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Swisstransplant propagieren nun in einer gross angelegten Werbekampagne, dass sich möglichst alle doch schon jetzt bitte entscheiden mögen, ob sie nun spenden wollen oder nicht. «Regeln statt aufschieben: die Organspende», lautet der Titel der Aktion. Sie soll zwei Jahre dauern.

Jetzt schon entscheiden

Die Bevölkerung soll «den Entscheid jetzt treffen, schriftlich festhalten und den Angehörigen mitteilen.» Die Initianten begründen denn auch den Vorteil dieses Vorgehens: «Dadurch werden die Angehörigen entlastet und können im Sinn der verstorbenen Person entscheiden, wenn es je zu einer Situation kommt, die eine entsprechende Entscheidung erfordert.»
Das Problem ist derzeit nämlich, dass viele Menschen in der Schweiz die Organspende an sich befürworten. Doch nur sehr wenige haben diesen Willen schriftlich festgehalten oder die Familie darüber informiert.

Zu viele Absagen

«Deswegen müssen die Angehörigen oftmals im Spital über eine Organspende entscheiden, ohne den Willen der verstorbenen Person zu kennen. In einem solchen Fall lehnen sie die Organspende mehrheitlich ab», bedauert Swisstransplant.
Der Wunsch der Organisation lautet deshalb nun: Jede Person sollte ihren Willen in einer Organspende-Karte, in einer Patientenverfügung oder im elektronischen Patientendossier (EPD) festhalten. Auf ein neues Online-Register wollen sich die Behörden nicht mehr auf die Schnelle einlassen. Ein neuerliches Scheitern wollen sie nicht riskieren. Wohl deshalb dauert es nun auch eine Weile, bis das neue Register kommt, in welchem die Bevölkerung einen allfälligen Widerspruch gegen das Organspenden eintragen kann.
  • politik
  • organspende
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Es fehlt der Wille, veraltete Leistungen konsequent zu streichen»

Ist der Leistungskatalog der Krankenkassen zu locker? Der Nationalrat findet nicht. Er lehnte eine Motion gegen unwirksame Behandlungen ab.

image

Efas verteuert Prämien – und das weckt Widerstand

Mit dem neuen Finanzierungsmodell dürften die Krankenkassenprämien in 16 Kantonen steigen.

image

Baselland: Volk stimmt klar für Ärztestopp

Fast zwei Drittel der Stimmberechtigten befürworten eine Obergrenze für gewisse (Spezial-)Arztdisziplinen.

image

Teure Vitamintests: Wissenschafter spricht von «Schmarren»

Vitamintests und -spritzen belasten die obligatorische Grundversicherung, obwohl ihre Wirksamkeit kaum belegt ist.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

image

Bagatellen im Notfall: Helsana korrigiert das beliebte Bild

Der Anteil der unnötigen Konsultationen in Spitalnotfällen sinkt stetig. Das wirft auch ein neues Licht auf die Strafgebühren-Debatte.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.