Nächster Fall: Notfallpraxis der Hausärzte in Sursee schliesst

Das Bundesgerichtsurteil gegen Inkonvenienz-Pauschalen für Walk-in-Praxen und Permanencen hat weitere Folgen.

, 13. September 2024 um 14:46
image
Hier fiel der Entscheid: Ableger des Bundesgerichts in Luzern  |  Bild: PD BG
Die Notfallpraxis der Hausärzte in Sursee wurde vor 13 Jahren gegründet: Angesiedelt im örtlichen Spital, offerierte sie eine Walk-in-Versorgung von Montag bis Freitag nach 18 Uhr sowie am Wochenende zwischen 9 und 21 Uhr.
Damit ist bald Schluss. Wie die Notfallpraxis mitteilt und die «Luzerner Zeitung» meldet, wird der Betrieb Ende Jahr eingestellt.
Der Grund liegt in einem Bundesgerichtsurteil vom vergangenen Juni: Danach dürfen Permanencen nicht automatisch jenseits der allgemeinen Bürozeiten höhere Sätze verlangen. Die Dringlichkeits-Inkonvenienz-Pauschale sei für Fälle geschaffen worden, bei denen ein Hausarzt ausserhalb seiner Praxiszeit einen kurzfristigen Sondereinsatz leisten muss, befand das oberste Gericht. Aber nicht für Unternehmen, die so etwas quasi standardmässig anbieten.

«Ohne sachgerechte Finanzierung…»

Das Urteil machte obendrein auch den Weg frei, dass die Krankenkassen zu viel bezogene Pauschalen der letzten Jahre zurückfordern können.
Die Notfallpraxis in Sursee verrechnete zuvor für sämtliche Behandlungen die Zuschläge – durchschnittlich 85 Franken. Mehrere Krankenkassen forderten nun die Kosten für die Inkonvenienz-Zuschläge zurück.
«Ohne sachgerechte Finanzierung kann aber kein Betrieb mit entsprechendem Fachpersonal und Infrastruktur wirtschaftlich und vernünftig ausserhalb der ordentlichen Praxisöffnungszeiten betrieben werden», erklärt die Notfallpraxis Sursee AG ihre Schliessung.
Dem Personal – 13 MPA sowie 43 Ärztinnen und Ärzten – werde noch im September gekündigt.
  • Ein Schuss ins Knie – oder endlich Fairplay? Reaktionen aufs Bundesgerichts-Urteil zur Zusatz-Honorierung in Permanencen.
  • City Notfall in Bern prüft frühere Schliessung. Was tut eine Permanence, wenn sie abends keinen Aufpreis verlangen kann? Die Suche nach Lösungen hat begonnen.


  • praxis
  • Notfälle
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Notfalldienst plus Medgate: Der Kanton Aargau ist zufrieden

Ein telemedizinischer ärztlicher Notfalldienst könnte letztlich eine höhere Versorgungsqualität bieten als ein klassischer Pikett-Dienst.

image

Tarmed-Streit: Ärzte demonstrieren in Genf

Die Genfer Grundversorger sind nicht mehr bereit, weitere Senkungen ihres Einkommens hinzunehmen.

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

image

Bagatellen im Notfall: Helsana korrigiert das beliebte Bild

Der Anteil der unnötigen Konsultationen in Spitalnotfällen sinkt stetig. Das wirft auch ein neues Licht auf die Strafgebühren-Debatte.

image

10 Forderungen: So wird die Arztpraxis barrierefrei

Viele Praxen sind für beeinträchtigte Menschen schwer zugänglich. Stufen sind nur eine von vielen Hürden.

image

«Datengrundlage der Pauschaltarife ist eine Farce»

Erneut wehren sich die Spezialärzte gegen «praxisuntaugliche» ambulante Pauschalen. Sie würden auf fehlerhaften Daten basieren.

Vom gleichen Autor

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.