Next: Auch das Kantonsspital Winterthur übernimmt das Modell «42+4»

Die Arbeitszeit der Assistenzärzte wird über die nächsten vier Jahre schrittweise gesenkt. Der Wandel soll kostenneutral erfolgen.

, 29. November 2024 um 09:49
image
Bild: PD KSW
Das Kantonsspital Winterthur wird die wöchentliche Arbeitszeit für Assistenzärztinnen und -ärzte schrittweise auf 42 Stunden plus 4 Stunden Weiterbildungszeit senken.
Der Abbau von derzeit 50 Wochenstunden erfolgt schrittweise: Ab Januar gilt «45+4», danach wird die klinische Wochenarbeitszeit jährlich um eine Stunde reduzieren – so dass das «42+4»-Niveau ab 2028 erreicht sein wird.
«Die schrittweise Arbeitszeitreduktion stellt sicher, dass die Betreuung der Patientinnen und Patienten am KSW keine Einschränkung erfährt», kommentiert das KSW das Verfahren. «Für ein Zentrumsspital wie das KSW – mit seiner grossen Anzahl von Fachrichtungen – hat Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert. Durch die Arbeitszeitreduktion festigt es seine Position als attraktiver Arbeits- und Ausbildungsort.»

Weniger Administration im klinischen Bereich

Das KSW ist damit die fünfte Institution im Kanton Zürich, die zu diesem Modell wechselt. Im Hintergrund steht, dass der Verband VSAO Zürich den GAV mit den kantonalen Spitälern auf Ende 2023 gekündigt hatte – und dass er seither sein Modell «42+2» mit viel Engagement durchzusetzen versucht. Inzwischen haben die Chirurgie des Spitals Uster, drei Kliniken des Stadtspitals Zürich, die Psychiatrie-Institution IPW und das Universitätsspital Zürich das Modell eingeführt beziehungsweise einzuführen beschlossen.
In Winterthur sollen diverse Massnahmen zur Effizienz-Steigerung und zur Bürokratie-Verlagerung den Wechsel unterstützen. Erwähnt wird dabei das neue Klinikinformationssystem sowie weitere Digitalisierungsschritte. Am Ende soll die Arbeitszeitreduktion kostenneutral erfolgen. Obendrein sollen die Assistenzärztinnen und -ärzte in einer Arbeitsgruppe ihre Ideen einbringen, wie die Abläufe verbessert werden können.

«Faire Lösung»

«Ich bin überzeugt, dass wir mit der schrittweisen Arbeitszeitreduktion bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung eine faire Lösung gefunden haben», sagt KSW-CEO Guido Speck: «Die jährliche Reduktion unter Einbindung der Mitarbeitenden stellt zudem sicher, dass offene Fragen geklärt werden.»
Auf der anderen Seite zeigt sich der VSAO zufrieden: «Insbesondere auch deshalb, weil Kliniken, welche die Arbeitszeit schneller senken wollen bzw. die Effizienzziele schneller erreichen, seitens KSW unterstützt werden.»
  • «Früher hatten wir vier oder fünf Bewerbungen pro Woche. Das ist vorbei.» Ausbildung, Bürokratie, Arbeitszeit: In Zürich suchen die Chirurgen generationenübergreifend nach Verbesserungen. Ein Interview mit Federico Mazzola (VSAO) und Daniel Frey (CGZH).

  • arbeitswelt
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Der Mangel an selbständigen Ärzten wird sich nicht bessern

Eine Befragung – auch von Medizinstudenten – zeigt, dass ein unnötiger Flaschenhals bei der Organisation der Praktikumsplätze besteht.

image

Temporärarbeit in der Pflege: (K)ein Problem!

«Zu teuer, zu flexibel, zu problematisch?» Die Kritik an Temporärarbeit reisst nicht ab. Doch David Paulou, Direktor der grössten Schweizer Personalberatung im Gesundheitswesen, hält dagegen – mit Fakten, die das gängige Bild infrage stellen.

image

«Nulltoleranz» gegenüber Aggressionen am Spital Wallis

68 Prozent mehr Fälle von asozialem Verhalten in zwei Jahren – Eine neue Richtlinie und eine Sensibilisierungskampagne sollen künftig das Personal vor Übergriffen durch Patienten und Angehörige schützen.

image

Chirurgin oder Mutter? Wenn Karriere und Kinderwunsch kollidieren

Lange Arbeitszeiten, starrer Ausbildungsweg, kaum Spielraum für Teilzeit: Junge Chirurginnen verschieben oft ihre Mutterschaft. Das hat Konsequenzen – auch fürs Fachgebiet.

image

Zulassungs-Stau bei SIWF und MEBEKO: Zürich reagiert

Lange Wartezeiten bei der Titelanerkennung gefährden die medizinische Versorgung. Nun passt das Zürcher Amt für Gesundheit seine Praxis an und erlaubt es teilweise, Ärztinnen und Ärzte provisorisch einzusetzen.

image

Universitätsmedizin bleibt Männersache – trotz Lippenbekenntnissen

In der Westschweiz liegt der Frauenanteil in Top-Arztpositionen höher als in der Deutschschweiz. Eine neue Auswertung der Universitätsspitäler zeigt regionale Unterschiede – und ein nach wie vor tiefes Gesamtniveau bei den Spitzenpositionen.

Vom gleichen Autor

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

image

Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.

image

SMN: Nello Castelli wechselt zu Pharmasuisse

Der Generalsekretär von Swiss Medical Network wird Leiter Public Affairs beim Apothekerverband.