Studie zeigt Zusammenhang zwischen Antibabypille und Depressionsrisiko auf

Eine neue Studie weist nach, dass Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva zur Verhütung einnehmen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen haben im Vergleich zu Frauen, die keine Pille nehmen.

, 20. Juni 2023 um 10:30
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Die Studienergebnisse legen nahe, dass die Antibabypille-Einnahme, insbesondere in den ersten 2 Jahren, das Risiko von Depressionen erhöht. | Freepik
Seit langem wird über die möglichen Auswirkungen der Antibabypille auf die psychische Gesundheit diskutiert, insbesondere darüber, ob die Pille das Risiko für Depressionen erhöhen könnte. Studien über einen kausalen Zusammenhang zwischen der Einnahme der Pille und Depressionen liefern widersprüchliche Ergebnisse.
Eine schwedische Studie hat nun gezeigt, dass Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, ein erhöhtes Risiko haben, eine depressive Episode zu entwickeln. Demnach war die Einnahme der Antibabypille mit einem um mehr als 70 Prozent erhöhten Depressionsrisiko in den ersten zwei Jahren nach Einnahmebeginn verbunden.

Das Risiko ist bei Teenagern am höchsten

Vor allem bei jungen Frauen im Teenageralter war das Risiko am höchsten. Die hormonellen Veränderungen in der Pubertät könnten den starken Einfluss der Pille erklären, heisst es. Frauen, die bereits in jungen Jahren mit der Einnahme der Pille begonnen hatten, wiesen zudem eine um 130 Prozent erhöhte Inzidenz depressiver Symptome auf, während der Anstieg bei erwachsenen Frauen mit 92 Prozent etwas geringer ausfiel.
Das erhöhte Auftreten von Depressionen nahm darüber hinaus ab, wenn die Frauen die Pille weiter einnahmen, aber bei jugendlichen Anwenderinnen wurde auch nach Absetzen der Pille ein erhöhtes Auftreten von Depressionen beobachtet.

Aufklärung der Patienten über die Risiken

Die Studie mit Daten von über 264'000 Frauen zeigt ferner auch, dass die meisten Frauen die Pille gut vertragen, aber Ärzte sollten Frauen über das potenzielle Depressionsrisiko als Nebenwirkung informieren, wie die Studienautoren in ihrem Papier schreiben.
Die Studie untersuchte nur kombinierte orale Kontrazeptiva, und es sei weitere Forschung erforderlich, um andere Verhütungsmethoden zu untersuchen. Bei den oralen Kontrazeptiva handelte es sich um kombinierte Antibabypillen aus Progesteron und Östrogen. Verhütungspflaster, Hormonspiralen oder etwa Verhütungsstäbchen waren nicht Gegenstand der Studie.

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