Inselspital finanziert sich mit grünen Anleihen

Die Berner Inselgruppe hat am Kapitalmarkt 260 Millionen Franken aufgenommen.

, 7. September 2023 um 13:37
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Der Neubau des Inselspitals kostete 670 Millionen Franken. | Bild: Inselgruppe
Am 17. August 2023 ist das Hauptgebäude des Inselspitals offiziell eröffnet worden. Der Neubau mit 18 Geschossen und einer Kapazität von 532 Betten kostete 670 Millionen Franken. Zur Finanzierung hat nun das Berner Universitätsspital am Kapitalmarkt 260 Millionen Franken aufgenommen. Die zwei Finanzierungstranchen - 135 Millionen mit einer Laufzeit von fünfzehn und 125 Millionen mit einer Laufzeit von acht Jahren - stiessen laut Angaben der Inselgruppe bei Investoren auf reges Interesse.
Über die Höhe der Coupons steht im Communiqué nichts. Laut cash.ch hat die achtjährige Tranche einen Zins von 2.375 Prozent; die fünfzehnjährige von 2.52 Prozent. Wobei die effektive Rendite bei der kürzeren Variante mit 2.313 Prozent bei der Emission leicht unter dem Coupon liegt, weil der Emissionspreis mit 100.452 Prozent über pari liegt.
Bei den genannten Anleihen handelt es sich um so genannte Green Bonds. Das sind Anlagen, welche Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen haben. Laut Pressetext ist das Spitalgebäude als Niedrigstenergie-Bau konzipiert worden. Neben der Energieeffienz erfülle es auch im Bereich der Gesundheits- und Umweltaspekte hohe Massstäbe.
Ferner steht noch im Communiqué, die Green Bond richteten sich an Investoren, «welche ihre Mittel in grüne Projekte und vorliegend in den nachhaltigen Neubau Anna-Seiler-Haus investieren wollen.»
Das ist ziemlich zurückhaltend formuliert. Tatsache ist, dass mit grünen Anleihen der potentielle Anlegerkreis vergrössert wird. Niemand verzichtet auf Anleihen, weil sie grün sind. Viele investieren aber nur in grüne Anleihen. Das gilt insbesondere für einschlägige Anlagefonds. Je grösser die potentielle Nachfrage, desto tiefer kann der feste Zins, eben der Coupon, veranschlagt werden.

Öffentliche Spitäler am Kapitalmarkt

Immer mehr Spitäler finanzieren sich am Kapitalmarkt. Das war nicht immer so. Der Startschuss für die neue Schuldnergruppe «öffentliche Spitäler» ist die Teilrevision des KVG, die per 1. Januar 2012 zu neuen Bestimmungen in der Spitalfinanzierung führte. Seither liegt die Verantwortung für die Finanzierung der Spitalinfrastruktur bei den Spitälern und nicht mehr bei den Kantonen und Gemeinden.
Es war der Spitalverband Limmattal, der als erstes öffentliches Spital auf dem Schweizer Kapitalmarkt eine öffentliche Anleihe plazierte. Derzeit haben 16 Spitäler Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 3.28 Milliarden ausstehend, wie einer eben erst publizierten Studie der ZKB zu entnehmen ist.
Im laufenden Jahr ist neben dem Inselspital auch das Kantonsspital Baden (KSB), das Regionalspital Emmental und das Spital Männedorf am Kapitalmarkt aktiv geworden. Das Inselspital und das KSB emittierten zusätzliche Anleihen; die Spitäler Emmental und Männedorf benötigten ihre Anleihen zur Refinanzierung ihrer fälligen Anleihen.
Obschon die öffentlichen Spitäler ingesamt finanziell nicht auf Rosen gebettet sind und die zur Refinanzierung benögten Margen mehrheitlich nicht zu erfüllen vermögen, erfreuen sie sich insgesamt einer guten Bonität.
Patrick Hasenböhler ist Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). In einem Interview vor Jahresfrist sagte er hier: «Bei den öffentlichen Spitälern gehen wir von einer sogenannten impliziten Garantie der betreffenden Gebietskörperschaft aus. Wir prüfen für jedes dieser Spitäler die Wahrscheinlichkeit einer Staatsunterstützung im Falle einer finanziellen Stresssituation. Ist diese gegeben, führt dies zu höheren Ratings.»

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