Das elektronische Patientendossier (EPD) in der Schweiz erlebt einen weiteren Problemfall. Per Ende Februar gab die Post bekannt, dass sie ihren Vertrag mit dem Verein Cara auflöst. Cara betreibt das EPD für die Kantone Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt – und muss nun einen neuen technischen Partner finden.
Beide Parteien hatten zuvor über eine Verlängerung des Vertrags verhandelt. Wegen grosser Meinungsverschiedenheiten sei man auf eine Kündigung eingestellt gewesen, berichtet Cara. Man habe deshalb bereits Alternativen identifiziert, um auch nach einem Ende des Vertrags mit der Post über eine zertifizierte EPD-Plattform zu verfügen.
Daten in die USA?
Laut Cara lag ein Problem darin, dass die Post bei ihren Services kürzen wollte. Vor allem aber plante die Post ohne vorherige Konsultation eine neue Softwarelösung und das Hosting der Gesundheitsdaten auf den Servern von Microsoft Schweiz – einem Konzern, der US-Vorschriften unterliegt. «Der Plan von Post CH war daher für die Kantone aus technischen, finanziellen und datenschutzrechtlichen Gründen inakzeptabel», so die Mitteilung aus Freiburg.
Die Kontinuität der Dienstleistungen für die 30'000 EPD-Benutzer und die 3'600 angeschlossenen Einrichtungen sollte gewährleistet sein. Cara betont, dass die Aufbewahrung der Patientenakten weiterhin eine Priorität darstellt, unabhängig davon, ob sie von den Patienten selbst oder von den Gesundheitsdienstleistern stammen. Die Nutzer müssen keine weiteren Schritte unternehmen.
Post: «Sicher und bewährt»
Die Post CH ihrerseits beruhigt. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
teilt das Unternehmen mit, dass seine neue EPD-Plattform «sicher und bewährt» sei. Der europäische Softwareanbieter Trifork werde die Einrichtung der Plattform verantworten. Die Daten würden «in einer hybriden Form» gespeichert, also sowohl in der Microsoft-Cloud in der Schweiz als auch in den Rechenzentren der Post. Das Unternehmen versichert, die Bestimmungen des neuen Bundesdatenschutzgesetzes strikt einzuhalten.
Als interkantonaler Verein umfasst Cara die Kantone Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt, die auch die Finanzierung sicherstellen. Zu seinen Hauptaufgaben gehören insbesondere die Förderung von digitalen Gesundheitssystemen und die Bereitstellung des EPD für die Bevölkerung sowie die Leistungserbringer, um die Koordination der Instrumente und der Pflege zu optimieren. Cara setzt sich auch für einen gemeinsamen Pflegeplan ein, der sich auf die interprofessionelle Zusammenarbeit bei der Behandlung chronischer oder komplexer Krankheiten konzentriert.