Studie: Smartwatches machen Ärzte widerstandsfähiger

Wenn Mediziner im Spital ihre Gesundheitsdaten mit Wearables im Blick behalten, sinkt das Burnout-Risiko deutlich – und ihre Resilienz steigt messbar.

, 5. Dezember 2025 um 02:00
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Bild: Marianna Berno / Unsplash
Die Hypothese klingt interessant: Wenn Ärztinnen und Ärzte ihre eigene Gesundheit mit Smartwatches beobachten, werden sie sich ihrer Gesundheit bewusster und erkennen Stress besser – so dass am Ende weniger erschöpft sind.
Stimmt das? Um es zu überprüfen, führte ein Team der Mayo Clinic und der University of Colorado eine randomisierte Studie in ihren jeweiligen Spitälern durch. Insgesamt 184 Ärzte nahmen teil, davon waren knapp 60 Prozent Frauen; das Durchschnittsalter lag bei 37,5 Jahren.
  • Liselotte N. Dyrbye, Colin P. West, Angelina R. Wilton et al.: «Smartwatch Use and Physician Well-Being: A Randomized Clinical Trial», in: JAMA Network Open, August 2025.
  • DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2025.27275
Die eine Gruppe erhielt eine Smartwatch zur Beobachtung von Gesundheitsdaten: etwa Herzfrequenz, Schlafmuster, Stresslevel. Neben Anleitungen gab es auch einen Newsletter, der die Adhärenz fördern sollte.
Die zweite Gruppe bekam ebenfalls eine Smartwatch – allerdings erst 6 Monate später.
In der Folge führten die Forscherinnen im Dreimonats-Rhythmus Umfragen durch, die nach Angaben beziehungsweise Werten zu Burnout, Resilienz, Lebensqualität, Depressivität, Stress und Ermüdung suchten. Unter anderem kam das Maslach Burnout Inventory (MBI) zum Einsatz.
Interessanterweise zeigten viele der Test-Ärzte schon beim Start Burnout-Symptome.
Nach den ersten 6 Monaten hatten die Probanden der Interventionsgruppe (also die Smartwatch-Trägerinnen und -Träger) signifikant weniger Burnout-Werte als jene der Kontrollgruppe.
Auch die Resilienz war in der Interventionsgruppe im Schnitt signifikant höher als in der Kontrollgruppe.

Zweimal das Gleiche

Bei der zweiten Gruppe («delayed intervention») war die Entwicklung ähnlich: Nachdem diese Ärztinnen und Ärzte sechs Monate später ihre Smartwatch erhalten hatten, verbesserten sich Burnout-Werte und Resilienz bis zum 12. Monat auf ähnliche Niveaus wie in der ursprünglichen Interventionsgruppe.
Derweil blieben bei der Gruppe 1 die Verbesserungen zumindest teilweise bestehen. Zudem verbesserte sich ihre subjektiv geäusserte Lebensqualität.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Das Tragen einer Smartwatch – also der Zugriff auf eigene physiologische Daten – könnte die Burnout-Gefahr bei Ärzten spürbar senken und auf der anderen Seite die Resilienz verbessern.
Allerdings: Es fanden sich keine signifikanten Änderungen bei anderen Werten – Lebensqualität, Stress, depressive Symptome, Müdigkeit. Einzuschränken ist auch, dass der «Volunteer Bias» in diesem Setting recht stark wirken könnte: Womöglich beteiligten sich Ärzte mit Interesse an Selbstoptimierung besonders häufig an dieser Untersuchung.
Dennoch: Smartwatches könnten womöglich ein günstiges und leicht greifbares Mittel sein, um psychische Gesundheit und Resilienz im Spitalalltag zu fördern.

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