Am Wochenende hat Pierre-Alain Clavien mit seinen ernsten Vorwürfen an das Universitätsspital Zürich (USZ) für
Schlagzeilen gesorgt: Der Chef der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, der das Unispital per Ende Januar verlässt, spricht in der «Sonntagszeitung» von einem Rausschmiss.
Ihm sei schriftlich und mündlich zugesichert worden, dass er noch zwei Jahre bleiben dürfe, um die von ihm ausgearbeitete Führungsstruktur zu implementieren und das Forschungsprojekt der Wyss-Stiftung fortzuführen. Wegen dieses Projekts habe er auf einen Wechsel an eine führende Klinik in London verzichtet.
«Clavien wurde nicht entlassen»
Im Namen des Spitalrats nimmt der Präsident, André Zemp, mit einem Schreiben an die Mitarbeitenden Stellung zu den Vorwürfen:
André Zemp, Spitalratspräsident USZ. | USZ
«Am vergangenen Sonntag berichtete die Sonntagszeitung über die <Entlassung> unseres Direktors der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, Professor Pierre-Alain Clavien. Diese Information entspricht nicht den Tatsachen.»
Clavien sei nicht entlassen worden. «Zutreffend ist, dass – anders als 2021 in Aussicht genommen – nach seiner Emeritierung am 31. Januar 2023 keine Verlängerung seiner Tätigkeit mit ihm abgeschlossen wird», so Zemp.
Meilensteine nicht erreicht
Der Spitalrat habe am 3. Februar 2021 entschieden, die Anstellung von Clavien für die Umsetzung des
neuen Führungsmodells bis zum 31. Dezember 2024 zu verlängern. Die Voraussetzung: Der Spitalrat habe verschiedene Meilensteine definiert, die es bis Ende 2022 zu erreichen galt.
«Professor Clavien hat die wesentlichen Projekt-Meilensteine nicht erreicht. In der Folge konnte trotzintensiven Gesprächen zwischen der Spitaldirektion und dem Klinikdirektor aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen und Entwicklungen keine Einigkeit über einen Vertrag erzielt werden.»
Der Spitalrat habe sich deshalb dazu entschlossen, Professor Clavien ordentlich zu pensionieren und auf eine weitere Anstellung zu verzichten.
«Am 20. Dezember 2022 begründete ich als Spitalratspräsident diesen Entscheid gegenüber Clavien in Anwesenheit unseres CEOs Gregor Zünd sowie der Vertretung der UZH-Leitung und der medizinischen Fakultät.»
An dieser Besprechung sei Clavien auch mitgeteilt worden, dass er eine privatrechtliche Anstellung seitens der Universität Zürich bis zur Beendigung seiner beiden laufenden SNF-Forschungsprojekte erhalte.
Dankend gerügt
Am Ende des Schreibens an die Mitarbeitenden wird Clavien für seine grossen Verdienste und sein langjähriges Engagement gedankt. Gleichzeitig bringt der Spitalrat seinen Unmut über den «eigenmächtigen Gang an die Medien» zum Ausdruck. Man verurteile diese Verhaltensweise.