Ein ganz spezielles Problem im Freiburger Spital: der Sensler Dialekt

Das Freiburger Spital bietet seinem Personal einen Sprachkurs. Es soll den Sensler Dialekt besser verstehen lernen.

, 23. April 2025 um 11:13
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Im Freiburger Sensebezirk – hier Tafers – wird Senslerdeutsch gesprochen. | Gemeinde Tafers
Wenn eine Senslerin dem Arzt berichtet, sie habe «Müeh z’blaase» und das ärztliche Team die Harnblase zu untersuchen beginnt, dann könnte das der Grund dafür sein, den Kurs «Sensler Sprache und Kultur» zu besuchen.
Auf Initiative des Freiburger Spitals (HFR) Tafers können sich nicht-einheimische Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Ärzten vom Dialektforscher Christian Schmutz weiterbilden lassen.
Der letztjährige Kurs habe gezeigt, dass dies funktioniere, teilte das HFR mit. Danach werde «blaase» (atmen) nicht mehr mit der «Blase» verwechselt. Zwar würden die Teilnehmenden sicher nicht Senslerdeutsch reden können, aber vielleicht die wichtigsten Wörter verstehen und gefährliche Fallstricke umgehen, erklärt Christian Schmutz, Kursleiter und Autor des Senslerdeutschen Wörterbuchs.
Im Spital Tafers sprechen zwar alle Mitarbeitenden Deutsch, aber ein Teil versteht kein Senslerdeutsch. Auf Initiative der Abteilung Innere Medizin und in Zusammenarbeit mit dem Dialektologen Christian Schmutz wurde ein Pilotkurs mit zwölf Mitarbeitenden des HFR Tafers durchgeführt. Der nächste Kurs im Juni (siehe Kasten unten) steht dem gesamten im Sensebezirk tätigen medizinisch-pflegerischen Personal offen, beispielsweise auch dem Personal der Pflegeheime.

Fördert das Vertrauen

Andreas Ebneter, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin, hat bei seinem Stellenantritt am HFR Tafers im April 2024 beschlossen, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeitenden mehr von der Kultur und dem Dialekt des Senselands mitbekommen.
Beherrschen die Mitarbeitenden die Sprache der Patientinnen und Patienten, fördere dies das Vertrauen und stärke die therapeutische Beziehung sowie die Adhärenz zur Behandlung. «Umgekehrt können Sprachbarrieren zu Fehlern und zu mehr Stress sowohl auf der Patienten- als auch auf der Mitarbeitendenseite führen», sind die Kurs-Initianten überzeugt.

30'000 Menschen sprechen Senslerdeutsch

Tatsächlich sagen die Teilnehmenden, dass sie die Patientinnen und Patienten jetzt besser verstehen. Die Ergebnisse sollen auf dem Frühjahrskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin in Basel vorgestellt werden. «Der Ansatz könnte auch für andere Schweizer Regionen relevant sein», teilt das Spital mit.
Senslerdeutsch ist die mündliche Alltagssprache der Leute im Freiburger Sensebezirk, zum Teil auch in der Pfarrei Gurmels und der Stadt Freiburg. Der Dialekt zählt rund 30'000 Sprechende.
Nächster Kurs: Am 3. Juni und 17. Juni 2025, jeweils 17.30 bis 19 Uhr im Salon des Château Bohème in Tentlingen.
Anmeldung bis 1. Mai 2025 an frage@senslerhotline.ch. Preis: 150 Franken.


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