Deutsche Forscher testen zwei neuartige Covid-Impfstoffe

In Deutschland führen Forschende zwei Impf-Studien durch. Auf die Sicherheit und Wirksamkeit getestet wird etwa ein Impfstoff zum Inhalieren basierend auf einem Pockenvirus.

, 15. September 2022 um 08:30
image
Der inhalierbare Corona-Impfstoff basiert auf einem genetisch stillgelegten Pockenvirus. | Felix Schmitt, Hannover
«Kommt jetzt der Impfstoff zum Inhalieren», fragte sich Medinside im Februar. Nun scheint der neuartige Impfstoff gegen das Sars-CoV2-Virus in greifbarer Nähe zu sein – zumindest sucht das Zentrum für Klinische Studien (ZKS) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für die entsprechende Corona-Impf-Studien gesunde Probandinnen und Probanden.
Bei der Studie geht es um einen inhalierbaren Corona-Impfstoff auf der Basis eines genetisch stillgelegten Pockenvirus: im Fachjargon als «modifiziertes Vakzinia Virus Ankara», kurz MVA, bezeichnet. Die Idee zum Impfstoff hatte MHH-Immunologe Reinhold Förster. Gemeinsam mit einem Forscherteam der MHH und des Fraunhofer ITEM hat er den Impfstoff entwickelt.
In der klinischen Studie wollen die Forschenden die Sicherheit und Verträglichkeit dieses neuen Impfstoffes als Auffrischungsimpfung (Booster) gegen Covid-19 testen. Wie die MHH schreibt, dürfen gesunde, vollständig gegen das Sars-CoV-2-Virus geimpfte Frauen und Männer zwischen 18 und 60 Jahren, wenn die jüngste Corona-Impfung mindestens zwei bis drei Monate zurückliegt, mitmachen.
Auch eine durchgemachte Corona-Infektion muss mindestens zwei bis drei Monate zurückliegen. Zudem müssen die Probanden mindestens seit einem Jahr Nichtraucher und bereit sein, sich bronchoskopieren zu lassen.

Neuartiger Vektor-Impfstoff

Gleichzeitig testet das Zentrum für Klinische Studien in Hannover einen zweiten Imfpstoff. Es handelt sich um einen vom Unternehmen Speransa Therapeutics entwickelten Vektor-Impfstoff. Das Besonderer: das Vazin enthält gleich zwei Antigene und somit eine Immunantwort gegen das Spikeprotein sowie gegen das Nucleokapsid des Corona-Virus.
Mit diesem Ansatz erhoffen sich die Forschenden eine breitere Immunantwort verglichen mit bisherigen Impfstoffen, die nur ein Antigen enthalten. «Idealerweise könnte dieser Impfstoff auch ausgeprägter vor zukünftigen Mutationen des Virus schützen», heisst es seitens ZKS.

Probanden ohne kardinale Vorerkrankungen

Für diese Studie werden gesunde 65- bis 85-jährige Menschen gesucht, die bisher nur mit einem mRNA-Impfstoff geimpft worden sind und keine kardiale Vorerkrankung haben. Vektor-Impfoffe sind dafür bekannt, Herzprobleme zu verursachen, wenn auch selten.
Beide Studien befinden sich in der klinischen Phase 1.

Lesen Sie weiter zum Thema:


  • coronavirus
  • impfstoff
  • deutschland
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Deutschland: «Den Uniklinik-Ärzten reisst der Geduldsfaden»

Die Tarifverhandlungen sind gescheitert: Deshalb wird erneut zum Streik aufgerufen.

image

Wegen EU-Bürokratie: Deutschland fehlt es an medizinischen Instrumenten

Viele Hersteller nehmen ihre Medizinprodukte vom Markt oder lancieren sie in Europa gar nicht erst – wegen einer neuen Verordnung.

image

Deutschland: Jetzt streikt auch das Medizinische Fachpersonal

Erstmals in der Geschichte wollen MPA und Medizinische Fachangestellte in den Ausstand treten – zur Warnung. Es geht vor allem ums Geld.

image

Deutsche Unklinik-Ärzte planen Warnstreik

Am 30. Januar wollen 20'000 Ärzte in bundesweit 23 Universitätskliniken ihre Arbeit niederlegen.

image

Deutsche Spitäler: Pleitewelle im neuen Jahr

Nicht nur die Schweiz herrscht die Spitalkrise – in Deutschland ist die Lage viel dramatischer. Wie sehr, zeigen neue Zahlen.

image

Aus Protest schliessen deutsche Praxen zwischen den Jahren

Protest gegen Karl Lauterbachs Gesundheitspolitik: Praxen in Deutschland bleiben zwischen Weihnachten und Neujahr zu.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.