Zuerst in die Apotheke statt in den Notfall

Das fordert GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig. Er befürwortet deshalb eine 50-Franken-Gebühr für unnötige Notfallbesuche.

, 25. April 2025 um 08:56
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Patrick Hässig sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) des Nationalrates und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Bild: zvg
Die Diskussion um eine Gebühr für unnötige Notfallbesuche flammt immer wieder auf – und das bereits seit Jahren. Vor acht Jahren reichte der damalige GLP-Nationalrat Thomas Weibel eine parlamentarische Initiative ein.
Sein Vorschlag: Wer ohne ärztliche Zuweisung den Spitalnotfall aufsucht, soll direkt vor Ort eine Gebühr von rund 50 Franken entrichten müssen. Ausgenommen wären Kinder unter 16 Jahren, Schwangere sowie Patienten mit Überweisung oder anschliessendem Spitalaufenthalt.
Das Parlament hat den Vorschlag seither mehrfach beraten. Zuletzt verlängerte der Nationalrat im September 2024 die Behandlungsfrist bis zur Herbstsession 2026.

Erste Anlaufstelle: Apotheken

Nun meldet sich der GLP-Nationalrat und diplomierte Pflegefachmann Patrick Hässig in seiner Kolumne in «nau.ch» zu Wort – und positioniert sich deutlich: Er befürwortet die Einführung einer 50-Franken-Gebühr. Viele Beschwerden, so Hässig, liessen sich bereits via Ärztefon, Apotheke, Permanence oder Hausarztpraxis klären. Es sei schlicht nicht nötig, bei jedem Symptom direkt die Notfallstation aufzusuchen.
«Gerade Apotheker sind top ausgebildete Fachpersonen, die in der Lage sind, fundierte Beratungen und gewisse Erstversorgungen anzubieten», so Hässig. Zudem verweist er auf die gute Erreichbarkeit: In der Schweiz gebe es mehr Apotheken als Migros- und Coop-Filialen zusammen.
Aus Hässigs Sicht könnte die Einführung einer Notfallgebühr auch eine Datengrundlage für die künftige Steuerung schaffen. «Sollte die Gebühr eingeführt werden, erhalten wir erstmals Daten, Erfahrungen und Resultate, auf die wir uns in der Diskussion künftig stützen können», sagt er.

SBK dagegen

Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) hatte sich im vergangenen Dezember ebenfalls zur Debatte um eine Notfallgebühr geäussert – und lehnt eine solche Abgabe für Bagatellfälle klar ab. Stattdessen fordert der Verband eine gründliche Ursachenanalyse, um zu verstehen, weshalb Patienten den Notfall auch bei leichten Beschwerden aufsuchen. Auf dieser Basis sollten gezielte Massnahmen entwickelt werden.
Als mögliche Ansätze nennt der SBK die Einrichtung von hausarztähnlichen Angeboten neben Notfallstationen, wie sie in einigen Spitälern bereits erprobt werden, sowie den Einsatz von Case Management für sogenannte Heavy User – etwa nach dem Vorbild des CHUV Lausanne.
Langfristig sieht der Verband die Lösung in der Stärkung der Grundversorgung: mehr Hausärzte, Spitex-Angebote, Palliative Care, Beratungsstellen sowie Gesundheitszentren mit multiprofessionellen Teams – insbesondere auch in der Langzeitpflege.

  • «Die Zukunft der Pflege wird sich verbessern»
Das sagt der GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig im Medinside Kurzinterview.

  • Notfallgebühr
  • politik
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