Wieso braucht es noch Packungsbeilagen?

Die EU erwägt, die Pflicht zum Beipackzettel abzuschaffen. Laut einer Umfrage in Dänemark finden das zwei Drittel der Apothekenkunden eine gute Idee.

, 8. September 2025 um 09:18
letzte Aktualisierung: 14. Oktober 2025 um 07:44
image
Und immer öffnet man die Packung auf der falschen Seite… – Beipackzettel.
Hierzulande plant der Bundesrat bekanntlich, dass die Pharmahersteller auf ihren Packungen diverse Erkennungsmerkmale anbringen müssen – zum Beispiel mit einem QR-Code, der Darreichungsform, Chargennummer und Verfallsdatum ausweist. Die Idee richtet sich vor allem gegen Fälschungen; und sie stösst bei den Arzneimittelfirmen auf erheblichen Widerstand.
Doch warum dies nicht mit einer anderen Idee verbinden, die derzeit in der EU diskutiert wird?
Dort geht es darum, dass die gedruckte Beilage bei Medikamenten abgeschafft werden könnte – wobei die Informationen dann per QR-Code auf der Packung abrufbar wären. So hat die EU-Kommission eine Umfrage gestartet, in der Healthcare Professionals nach Einschätzungen befragt werden.
Für die elektronische Version spricht nicht bloss die Nachhaltigkeit und die womöglich günstigere Herstellung; sondern im Gegensatz zum Papier kann der aufgedruckte Code auch zu weiterführenden Informationen verlinken. Obendrein verlaubt es das Verfahren, die Informationen stets aktuell zu halten.

Mehrarbeit für Apotheken?

Jüngst zeigte eine Erhebung, welche die Universität Kopenhagen mit dem Apothekerverband in Dänemark durchgeführt hat, dass die Apothekenkunden durchaus offen sind für die Idee: Zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) erachten es als «gute» oder «sehr gute Idee», die gedruckte Packungsbeilage durch eine elektronische Version zu ersetzen. Ein Fünftel (20 Prozent) sprachen sich dagegen aus – wobei dies eher die Menschen im Alter über 65 Jahren waren.
Als Hauptargument für die Abschaffung der Beipackzettel wurde die Nachhaltigkeit respektive der Umweltschutz angekreuzt.
Laut den EU-Plänen soll es künftig den einzelnen Staaten überlassen sein, wie der Beipackzettel abgegeben wird. Später könnte die EU dann womöglich die elektronische Fassung verbindlich vorschreiben; denn die ist momentan zwar üblich, aber keineswegs Pflicht.
In Deutschland wandten sich der Apothekenverband – im Gegensatz zu den Herstellern – gegen diese Pläne. Ihre Befürchtung: Mehrarbeit. Denn wenn alle Kunden (wie vorgesehen) auf Wunsch eine Papierversion erhalten müssen, dürfte die Aufgabe des Ausdruckens bei den Apotheken hängen bleiben.

  • Bundesrat will nur noch E-Rezepte zulassen: Ärzte und Ärztinnen sollen Verschreibungen für Medikamente künftig zwingend elektronisch ausstellen. Und sie müssen den Patienten einen Medikationsplan erstellen.

  • apotheken
  • trends
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Sind die wirklich schon im 21. Jahrhundert angekommen?»

Unterschiedliche Bewilligungen, doppelte Systeme, Papierzwang: Apotheker Lukas Korner schildert, wie der Staat die Effizienz-, Spar- und Digitalisierungs-Efforts im Gesundheitswesen unterläuft.

image

Was unsere Fingernägel über unsere Ernährung verraten

Eine Studie der Hochschule Fulda zeigt erstmals im Detail, wie zuverlässig Mineralstoffmuster in Nägeln den Ernährungsstil abbilden können.

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Per App zur Apotheke: Benu testet Expresslieferung mit Just Eat

Schnupfenmittel, Babyfood oder Schwangerschaftstests – ab sofort liefert Just Eat aus den Benu-Apotheken an die Haustür. Mit dem Projekt will die Kette die «Apotheke der Zukunft» greifbarer machen.

Vom gleichen Autor

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

image

Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.

image

SMN: Nello Castelli wechselt zu Pharmasuisse

Der Generalsekretär von Swiss Medical Network wird Leiter Public Affairs beim Apothekerverband.