Wenn Erwartungen den Behandlungserfolg prägen

Glaube wirkt mit: Eine neue Studie zeigt, wie positive Erwartungen und gute Kommunikation den Behandlungserfolg verbessern können.

, 3. Juli 2025 um 12:17
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Symbolbild: Beyza Yılmaz / Unsplash.
Könnten die Erwartungen von Patientinnen und Patienten tatsächlich den Verlauf einer Behandlung beeinflussen? Diese Frage ist nicht neu und wurde oft bejaht; sie erhält aber nun durch eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift JAMA neue Relevanz.
Die deutschen Psychologen Meike Shedden-Mora (Universitätsklinikum Hamburg), Winfried Rief (Universität Marburg) und Johannes Laferton (Universität Potsdam) haben einen oft unterschätzten Aspekt der Versorgung untersucht: die Kommunikation zwischen Behandelnden und Patienten – und deren Einfluss auf die Entstehung von Behandlungserwartungen.
  • Laferton JAC, Rief W, Shedden-Mora M. «Improving Patients' Treatment Expectations», in JAMA, Juni 2025.
  • doi: 10.1001/jama.2025.6261
Das zentrale Ergebnis: Je positiver die Erwartungen an eine Behandlung, desto grösser ist ihre Wirksamkeit. Umgekehrt können negative Erwartungen den Therapieerfolg mindern – und das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
Doch wie lassen sich Erwartungen gezielt beeinflussen, ohne falsche Hoffnungen zu wecken? Die Antwort liefern vier konkrete, evidenzbasierte Kommunikationsstrategien.
1. Erwartungen und Erfahrungen verstehen
Der erste Schritt: die bisherigen Erfahrungen der Patientin oder des Patienten erfragen. Fragen wie «Was erwarten Sie sich von dieser Behandlung?» oder «Haben Sie bestimmte Bedenken?» helfen, innere Bilder und Überzeugungen zu erkennen – und darauf in der weiteren Kommunikation gezielt einzugehen.
2. Die Arzt-Patienten-Beziehung stärken
Eine vertrauensvolle, empathische Beziehung verbessert laut Studien ebenfalls den Behandlungserfolg. So zeigten sich bei einer Untersuchung zur Placebo-Akupunktur bessere Effekte bei Reizdarm-Patienten, wenn die Therapeuten empathisch auftraten. Offene Fragen, aktives Zuhören, Blickkontakt und nonverbale Signale der Zuwendung tragen dazu bei, Kompetenz und Mitgefühl glaubhaft zu vermitteln – eine Kombination, die laut den Forschenden entscheidend ist.
3. Realistische Hoffnung machen – ohne Täuschung
Ziele wie «nach der OP wieder spazieren gehen» oder «eine Reise unternehmen» können Motivation und Heilungsverlauf messbar verbessern. In Studien verliessen Patienten mit personalisierten Genesungsplänen das Spital bis zu fünf Tage früher. Entscheidend sei dabei, so die Autoren, eine ethische Grenze nicht zu überschreiten: «Übertriebene Erfolgsaussagen gefährden die Autonomie der Patienten», warnt Laferton. Positive Erwartungen müssen realistisch und individuell abgestimmt bleiben.
4. Nebenwirkungen richtig kommunizieren
Ein oft übersehener Hebel: die Art, wie über Nebenwirkungen gesprochen wird. Alarmierende Formulierungen können Beschwerden verstärken, während eine balancierte Darstellung – inklusive möglicher Vorteile – sie abmildern kann. Ein Beispiel: In einer Studie litten Methotrexat-Patient:innen seltener unter Nebenwirkungen, wenn diese als Zeichen der Wirksamkeit beschrieben wurden.

Kommunikation als therapeutisches Werkzeug

Die Ergebnisse zeigen: Kommunikation ist mehr als nur Aufklärung – sie ist ein aktiver Bestandteil der Therapie. «Jede Ärztin, jeder Psychotherapeut oder Physiotherapeut sollte sich der Wirkung seiner Worte bewusst sein», sagt Winfried Rief. Erwartungen formen nicht nur Meinungen, sondern auch den Verlauf von Krankheiten – und damit letztlich die Heilung.
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