Wenn der Arzt einen Tanzkurs verschreibt

Die Stadt Zürich startet ein Pilotprojekt mit «Social Prescribing».

, 18. April 2024 um 05:44
image
Ist auch heilsam: Gemeinsame Outdoor-Aktivitäten  |  Bild: Hudson Hintze on Unsplash
Vier Jahre soll es dauern und 2,5 Millionen Franken wird es kosten: Die Stadt Zürich startet ein Pilotprojekt mit «Sozialen Rezepten». Dabei vermitteln die Ärzte von vier Ambulatorien des Stadtspitals gewisse Patienten – quasi per Rezept – zu einer sozialen Koordinationsstelle.
Dort kümmern sich so genannte «Link Worker» um sie. Sie helfen, gesundheitsrelevante soziale Bedürfnisse und Probleme anzugehen; und sie erschliessen und finanzieren entsprechende Angebote – beispielsweise Sportkurse, eine Schuldenberatung oder Sprachkurse.
Allgemein geht es darum, Sozial- und Gesundheitswesen zu verbinden. Und konkreter setzt die Idee des «Social Prescribing» darauf, die sozialen Belastungen für die individuelle Gesundheit zu verringern.

Einsamkeit macht krank

Die Idee wurde in den letzten Jahren insbesondere in England entwickelt und vorangetrieben. Beim «Social Prescribing» werden klassische medizinische Behandlungen durch soziale Aktivitäten ergänzt – was wiederum den Heilungsprozess fördern soll.
Die «Link Worker» entwickeln aus dem Gesundheitszustand und der Krankengeschichte einerseits, dem sozialen Rahmen andererseits ein passendes Angebot. Die Ideen reichen von Gymnastik und Wandern über gemeinsame Beschäftigung bis zu Aktivitäten, die konkreter gesundheitsorientiert sind, zum Beispiel Ernährungs- oder Präventionsberatung.
Im Hintergrund steht auch die Erfahrung, dass viele Patienten einen erschwerten Heilungsprozess haben, weil sie es ihnen an sozialen Kontakten fehlt.
Die Evidenz eines Nutzens ist noch unklar. Diverse Studien aus England deuten an, dass am ehesten im Bereich des mental health konkrete Wirkungen zu erwarten sind. Das Zürcher Pilotprojekt wird hier am Ende wohl mit eigenen Erkenntnissen einen Beitrag leisten.
    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    Kantonsspital Baselland ordnet die Geschäftsleitung neu

    Der derzeitige medizinische Jörg Leuppi übernimmt die neu geschaffene Funktion des Chief Academic Officer. Lukas Rist bleibt CEO.

    image

    ORBIS U: Die Zukunft der Health-IT

    Mit ORBIS U entwickelt Dedalus HealthCare die neue Generation des bekannten Krankenhaus-Informationssystems. Wir haben mit Siegfried Fode, CTO der Dedalus, darüber gesprochen, wie weit diese Entwicklung ist, was ORBIS U so besonders macht und welche Rolle Cloud, KI und Usability dabei spielen.

    image

    Schon 5’000 Schritte täglich könnten Alzheimer verlangsamen

    Mehr Bewegung kann laut einer Studie den geistigen Abbau bremsen: Daten der Harvard Aging Brain Study zeigen, dass sich bei Menschen mit ersten Alzheimer-Anzeichen weniger Tau-Ablagerungen bilden.

    image

    Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen künftig erlaubt sein

    Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht je nach ihrer Erkrankung über geeignete Massnahmen informieren. Das soll anders werden.

    image

    Auch eine Parlaments-Rede konnte die Geburtshilfe in Muri nicht retten

    Die Mütter hätten entschieden: Sie wollen nicht mehr im Spital Muri gebären. Deshalb wollten die Aargauer Grossräte gestern auch keine Kehrtwende.

    image

    Neuer Leiter für die Kinder-Reha am Ostschweizer Kinderspital

    Der Kinderneurologe und Pädiater Steffen Berweck wird neuer Leiter der Pädiatrischen Rehabilitation am Ostschweizer Kinderspital. Er folgt auf Christoph Künzle.

    Vom gleichen Autor

    image

    Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

    Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

    image

    Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

    Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

    image

    Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

    Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.