Vifor muss nicht 3,8 Millionen zahlen

Die ehemalige Galenica und ihre Tochter HCI Solutions hatten mit ihren Index-Datenbanken zwar den Markt beherrscht – aber kaum missbraucht.

, 23. April 2025 um 10:32
image
Bild: PD
Vifor Pharma – bis 2017 ein Teil der Galenica – muss weniger Strafe bezahlen. Ursprünglich hatte die Wettbewerbskommission (Weko) das Unternehmen zu einer Busse von 4,5 Millionen Franken verurteilt.
Die Weko hatte die damalige Galenica und ihre Tochtergesellschaft HCI Solutions gebüsst, weil sie ihre marktbeherrschende Stellung bei elektronischen Medikamenteninformationen missbraucht hätten.
Schon vor drei Jahren erreichte Vifor mit einer Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht eine Reduktion der Busse auf 3,8 Millionen Franken. Nun hat das Bundesgericht entschieden, dass auch dieser Betrag noch zu hoch sei.

«Nur begrenzt missbraucht»

Der Grund: HCI Solution habe zwar «auf den relevanten Märkten über eine marktbeherrschende Stellung verfügt», jedoch ihre Stellung «nur in einem sehr begrenzten Ausmass missbraucht».
Die Einschränkung des Wettbewerbs zulasten der Konkurrenz sei gering gewesen. Deshalb müsse die Busse neu bemessen werden, kommt das Bundesgericht zum Schluss.

Index-Datenbanken im Visier

Die Weko eröffnete 2012 eine Untersuchung zur Kommerzialisierung von elektronischen Medikamenteninformationen, wie sie von Ärzten, Spitälern, Apotheken oder Grossisten verwendet werden.
Die HCI Solutions nahm in die Verträge mit Softwarehäusern Klauseln auf, welche verhinderten, dass die Datenbanken von anderer Anbietern verwendet wurden. Zudem bot sie den Kunden die Aufnahme der Medikamenteninformationen in die Index-Datenbanken nur gebündelt mit weiteren Dienstleistungen an.

So hoch waren die Marktanteile 2012 bis 2016

Gemäss den richterlichen Feststellungen hatte die HCI Solutions mit ihren diversen Index-Datenbanken bei den folgenden Leistungserbringern diese Marktanteile:
- Ärztinnen und Ärzte: 95 % (2012) bis 85 % (2016);
- Apotheken: 99 % bis 95 %;
- Spitäler: 100 % bis 90 %;
- Drogerien: 73 % bis 59 %;
- Kostenträger: 100 %.
Zum Vergleich: Eine Konkurrentin der Beschwerdeführerin, die Gesellschaft Ywesee, erreichte mit ihrem Konkurrenzprodukt MEDIupdate XML rund 1000 Ärztinnen und Ärzte oder einen Marktanteil von rund 5 Prozent.

Bundesgerichtsurteil 2C_244/2022 vom 23. Januar 2025

  • digital & ki
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

KI in der Medizin? Klar, kein Problem.

Dr. KI auf dem Vormarsch: Künstliche Intelligenz wird in der Bevölkerung zunehmend akzeptiert – für Diagnosen, Zweitmeinungen und zur Früherkennung. Dies besagt eine repräsentative Erhebung in Deutschland.

image

KSW plant Einsatz von Secondhand-Lizenzen

Um Kosten zu sparen will das Kantonsspital Winterthur gebrauchte Microsoft-Lizenzen beschaffen.

image

Shape sensing roboter-assistierte Bronchoskopie

Eine aktuelle Studie am Universitätsspital Zürich zeigt: Shape sensing roboter-assistierte Bronchoskopie (ssRAB) mit dem Ion Endoluminalsystem erzielt dreifach höhere Diagnoserate bei kleinsten Lungentumoren als herkömmliche Bronchoskopie-Methoden.

image

KI in der Augenheilkunde: Der neue Kollege, den niemand einarbeitet

Künstliche Intelligenz kann Netzhautbilder zuverlässig analysieren. Trotzdem kommt sie im Praxisalltag selten zum Einsatz, wie eine Befragung im DACH-Raum zeigt.

image

Weniger Notfall, mehr Sicherheit: Telemedizin unterstützt Spitex-Teams im Aargau

In einem Pilotprojekt testen Medgate und zwei Spitex-Organisationen den Einsatz von telemedizinischer Expertise in den Wohnungen der Klienten. Sensorikgeräte liefern dabei entscheidende Daten in Echtzeit.

image

Vom Bestellbüro zum Werttreiber

Interview von Unite mit Christian Offergeld, Strategie- und Managementberater für Spitäler bei Unity Schweiz AG , über die notwendige Transformation und Digitalisierung der Beschaffung in Spitälern

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Datenleck bei Hirslanden Zürich: Es war menschliches Fehlverhalten - kein IT-Problem

Ein Hirslanden-Belegarzt gab seine Login-Daten zu den Patientenakten weiter. Die Zugriffsrechte von Belegärzten seien aber kein grundsätzliches Problem, betont der Hirslanden-Sprecher.

image

Lindenhof gibt Spitalstandort Engeried auf

Grosser Umbau in der Berner Lindenhofgruppe: Im Engeried gibt es künftig nur noch ambulante Radiologie und Arztpraxen. Der Rest wird an den Lindenhof und an den Sonnenhof verlegt.