In der Schweiz nimmt die Teilzeitbeschäftigung stetig zu. Derzeit sind
laut dem Bundesamt für Statistik rund 38 Prozent der Erwerbstätigen teilzeitbeschäftigt. Bei den Männern stieg diese Quote von 15 Prozent im Jahr 2013 auf 20 Prozent im Jahr 2023.
Im Gesundheitsbereich bringt dieser Trend zahlreiche Herausforderungen mit sich, insbesondere vor dem Hintergrund des Mangels an Pflegepersonal und der Herausforderungen im Bereich der Ausbildung.
Darüber hinaus erhöht die Arbeitszeitverkürzung der Ärzte in der Schweiz die Notwendigkeit, den Bedarf durch ausländische Mediziner zu decken – eine Realität, die viele Kantone betrifft, betont die
Société vaudoise de médecine.In einigen Spitälern ist der Anteil der Teilzeitarbeit besonders hoch. Im Freiburger Spital HFR haben sich 31 Prozent der Männer dafür entschieden. Das HFR gibt an, dass es die Teilzeitarbeit bei seinen Mitarbeitern fördert und mehr als die Hälfte von ihnen davon profitiert.
Ist Teilzeitarbeit eine Bedrohung für Spitäler? «Nein», sagt Corinne Cota, Stellvertreterin der Personaldirektorin des HFR: «Wir stellen fest, dass Teilzeitarbeit mehr Flexibilität bietet, sodass wir flexibler auf unregelmässige Arbeitszeiten reagieren können. Teilzeitarbeit anzubieten, ist ein Pluspunkt für den Arbeitgeber, denn es steigert die Attraktivität der Stellen und hilft, den Personalmangel zu bekämpfen. Es ist auch ein Hebel, um unsere Mitarbeiter länger im Beruf zu halten».
Wahl oder Zwang?
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Betrachtung von Teilzeitarbeit ist die Kinderbetreuung. Für Gesundheitsfachleute sind Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die auf ihre unregelmässigen Arbeitszeiten abgestimmt sind, von entscheidender Bedeutung. Viele Organisationen – auch das HFR – bieten Kinderkrippenplätze mit flexiblen Öffnungszeiten in der Nähe des Spitals an.
Diese Art von Einrichtungen ist jedoch nach wie vor selten. «Erwerbstätige mit unregelmässigen oder atypischen Arbeitszeiten können heute die für eine gelungene Vereinbarkeit von Familie und Beruf erforderliche Betreuung oft nicht zuverlässig organisieren. Fehlen Angehörige vor Ort, welche die Kinderbetreuung übernehmen können, muss die Erwerbstätigkeit vielfach eingeschränkt oder aufgegeben werden. In der Folge kann der Arbeitsmarkt das dringend benötigte Fach- und Arbeitskräftepotenzial nicht vollständig ausschöpfen», hiess es unlängst in der
«Schweizerischen Ärztezeitung».
Zwei Vertreterinnen der Fachhochschule Graubünden präsentierten dort die Ergebnisse einer kleinen Erhebung, die sie in zwei Spitalbetrieben im Kanton Zürich durchgeführt hatten. Eltern, die institutionelle Betreuungsangebote nutzten, erschienen darin relativ unzufrieden mit der Verfügbarkeit von flexiblen Betreuungslösungen und Öffnungszeiten. «Dieses Resultat ist umso bemerkenswerter, als den Mitarbeitenden beider Betriebe Kitas offenstehen, die sich auf oder in unmittelbarer Nähe zum Spitalgelände befinden und mit dem Berufsalltag im Spital vertraut sind», so die Autorinnen Monika Engler und Kathrin Dinner.
Als besonders wichtiges Angebot erschien den befragten Eltern in den Spitalbetrieben die Möglichkeit, kurzfristig Betreuungseinheiten buchen zu können und die Anzahl der Betreuungstage monatlich zu ändern. Oder anders: Die Kinder-Betreuung müsste flexibler werden.
Eine grundlegende Frage bleibt: Wie viel Teilzeitarbeit wird wirklich gewählt und wie viel wird aufgrund externer Zwänge, wie z. B. fehlender Betreuungsmöglichkeiten, erlitten? Die Debatte über Teilzeitarbeit im Gesundheitssektor ist alles andere als binär. Zwischen dem Bedürfnis nach Flexibilität, den finanziellen Auswirkungen und den Anforderungen des Gesundheitssystems wirft sie komplexe Fragen auf, die weiterhin erforscht werden müssen.