Spitalplanung: Ein Modethema mit begrenzter Wirkung?

Lukas Engelberger und Natalie Rickli warnen vor überzogenen Hoffnungen in die Spitalplanung. In einem gemeinsamen Beitrag plädieren sie für mehr Realismus – und verteidigen die heutige Praxis bei der hochspezialisierten Medizin.

, 30. Juni 2025 um 08:19
image
Zürich & Basel-Stadt gemeinsam: Natalie Rickli, Präsidentin des HSM-Beschlussorgans; Lukas Engelberger, Präsident GDK  |  Bilder: PD
Dass der Bund oder die Kantone die Spitalplanung entschlossener angehen müssten – das ist momentan eine Hauptthese der Gesundheitspolitik; und dies wiederum zeigt sich in diversen Vorstössen, die derzeit im Parlament hängig sind.
Nun nehmen zwei prominente Stimmen der Kanton dazu Stellung, nämlich Lukas Engelberger, der Gesundheitsdirektor von Basel-Stadt und Präsident der GDK; sowie Natalie Rickli, die Gesundheitsdirektorin von Zürich und Präsidentin des HSM-Beschlussorgans. In einem gemeinsam verfassten Beitrag in der «Neuen Zürcher Zeitung» warnen sie: Die Möglichkeiten der Spitalplanung würden oft überschätzt.
Bemerkenswert sei eine gewisse Widersprüchlichkeit in der Debatte: Kritik an der zentralisierteren Planung in der Hochspezialisierten Medizin — aber Rufe nach einer nationalen Spitalplanung. Dauerklagen über ein Überangebot an Spitälern – wobei die Sorgen über knappe Betten während der Covid-19-Zeit schon wieder verdrängt sind.
Logischerweise verteidigen Engelberger und Rickli die Planungen und Zuteilungen in der hochspezialisierten Medizin. Auslöser ihres Debattenbeitrags war ein NZZ-Kommentar von Markus Furrer, Senior Consultant Chirurgie und früherer stv. CEO sowie Ärztlicher Direktor am Kantonsspital Graubünden. Furrer hatte moniert, dass bei den nun begonnenen Regulationen im hochspezialisierten Bereich der Medizin ein Gesamtkonzept fehle. Und nötig sei auch der Aufbau einer landesweiten Spitalplanung mit klaren Zielen und Kriterien.
«Die Möglichkeiten der Spitalplanung werden allerdings oft überschätzt.»
Insgesamt hätten sich die Spitalplanungsprozesse der Kantone einander stark angenähert, antworten nun beiden Gesundheitsdirektoren. «Sie sind weitgehend standardisiert und beruhen auf einheitlichen Planungsgrundlagen. Die Möglichkeiten der Spitalplanung werden allerdings oft überschätzt», so Rickli und Engelberger. Und im HSM-Bereich sei das Vorgehen sowohl transparent als auch ausgewogen.
Letztlich erfasse die kantonale Spitalplanung nur einen Teil der einschlägigen Probleme und Möglichkeiten. Versorgungsplanung ist laut KVG nur im stationären Bereich möglich – der wachsende spitalambulante Bereich bleibt also aussen vor. Hinzu kommt, dass die Spitäler in Sachen Infrastruktur und Angebotsgestaltung unabhängig sind; und zwar selbst die inzwischen oft verselbstständigten öffentlichen Häuser.
Es sei nachvollziehbar, dass viele eine stärkere Kooperation der Kantone fordern – «wobei die bisherigen Bemühungen oft ausgeblendet werden.» Doch auch hier bestehe mit den Empfehlungen der GDK ja bereits ein wichtiges Instrument.
  • akut
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Neuenburg: Muss das Spital in La Chaux-de-Fonds jetzt doch schliessen?

Vor einigen Jahren beschlossen die Bürger, dass der Kanton Neuchâtel zwei Spitäler betreiben soll – nicht nur eines. Jetzt beginnt die Debatte erneut.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.

image

Intensivmediziner wechselt von Luzern nach Stans

Christian Brunner ist neuer Leiter der Intensivmedizin am Spital Nidwalden.

image

KSGL: Alexander Penssler wird CEO

Alexander Penssler übernimmt die Leitung des Kantonsspitals Glarus von Stephanie Hackethal. Bislang leitete er die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland.

image

GDK will klarere Arbeitsteilung der Spitäler

Die Kantone wollen ihre Spitalplanung neu ausrichten und Spezialangebote bündeln. Dafür startet die GDK einen Drei-Phasen-Plan. Bis er umgesetzt ist, dauert es allerdings noch eine Weile.

image

Schaffhausen: Klares Ja für neues Spital

Auch die Bevölkerung von Schaffhausen zeigt, wie wichtig eine wohnortsnahe Spitalversorgung bleibt.

Vom gleichen Autor

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.