Geschlechtsangleichende OPs nehmen in der Schweiz stark zu

Eine neue Statistik zeigt Trends und Entwicklungen bei chirurgischen Eingriffen zur Identitätsbestätigung. Beispielsweise stehen Mastektomien an erster Stelle der geschlechtsangleichenden Operationen und haben bei Minderjährigen zugenommen.

, 26. Oktober 2023 um 09:15
image
Geschlechtsangleichende Operationen bei Minderjährigen auf dem Vormarsch. | on Unsplash
In den Jahren 2019 bis 2022 wurden in der Schweiz insgesamt 486 geschlechtsangleichende Operationen in Spitälern durchgeführt, wie eine Analyse des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt. Daraus geht hervor, dass mehr als zwei Drittel dieser Operationen die Angleichung vom weiblichen zum männlichen Geschlecht betrafen, während rund ein Drittel den umgekehrten Fall darstellte.
image
Screenshot BFS
Mastektomien, das heisst die Entfernung der Brüste, sind die am häufigsten durchgeführten Operationen und verzeichnen zwischen 2019 und 2022 den stärksten Anstieg (plus 176 Prozent). Mastektomien haben auch bei minderjährigen Patientinnen und Patienten zugenommen, von denen sich im Jahr 2022 24 dieser Operation unterzogen. 2019 waren es 15, 2020 stieg die Zahl auf 21 und 2021 auf 25. Andere Operationen wie Phalloplastiken und Vaginoplastiken sind seltener und zeigten keine vergleichbare Entwicklung.
  • Geschlechtsangleichende Operationen in Schweizer Spitälern, 2019-2022. Bundesamt für Statistik (BFS).

Patienten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren

Das Durchschnittsalter der operierten Personen variiert ferner je nach Richtung der Geschlechtsangleichung: Bei Angleichungen vom weiblichen zum männlichen Geschlecht lag das Durchschnittsalter bei 27 Jahren, wobei über die Hälfte der Patienten zwischen 15 und 24 Jahre alt waren.
Bei Angleichungen vom männlichen zum weiblichen Geschlecht lag das Durchschnittsalter mit 34 Jahren höher: Ein Drittel der Patienten war zwischen 25 und 34 Jahre alt, ein Viertel zwischen 15 und 24 Jahre. Die Altersstruktur der behandelten Personen blieb zwischen 2019 und 2022 in beiden Angleichungsrichtungen allerdings stabil.

Konzentration auf fünf Spezialisten

Fast alle geschlechtsangleichenden Operationen in der Schweiz konzentrieren sich auf fünf Spitäler. Im Jahr 2019 wurden über 95 Prozent dieser Eingriffe in vier Spitälern durchgeführt, ab 2020 in fünf Spitälern. Im Jahr 2022 fand die Hälfte dieser Eingriffe ausserdem in Universitätsspitälern statt, wobei Vaginoplastiken fast ausschliesslich in Universitätsspitälern durchgeführt wurden.
Geschlechtsangleichende Operationen umfassen teilweise oder vollständige Eingriffe, um die körperlichen Merkmale einer Person an ihr empfundenes Geschlecht anzupassen. Die Zahl dieser Operationen war bis 2018 relativ gering, stieg dann aber kontinuierlich an. Zwischen 2019 und 2022 stieg sie von rund 250 auf 525 Eingriffe, was einer Zunahme von 115 Prozent entspricht. Dabei haben die Operationen zur Angleichung vom männlichen an das weibliche Geschlecht stärker zugenommen (plus 123 Prozent) als die Operationen in umgekehrter Richtung (plus 102 Prozent).
  • spital
  • Chirurgie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Spital Rheinfelden: Neue Chefärztin in der Chirurgie

Ida Füglistaler ist die neue Leiterin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Gesundheitszentrum Fricktal. Sie übernimmt die Arbeit von Ingo Engel.

image

Spital Ilanz bleibt – aber mit reduziertem Angebot

Ilanz behält sein Regionalspital Surselva, doch die Geburtshilfe und Pädiatrie stehen wegen Fachkräftemangel und sinkender Geburtenzahlen auf der Kippe.

image

Chirurgin oder Mutter? Wenn Karriere und Kinderwunsch kollidieren

Lange Arbeitszeiten, starrer Ausbildungsweg, kaum Spielraum für Teilzeit: Junge Chirurginnen verschieben oft ihre Mutterschaft. Das hat Konsequenzen – auch fürs Fachgebiet.

image

Nach Chirugie-Aus am Spital Zweisimmen: Chefchirurg geht

Die chirurgische Abteilung des Spitals Zweisimmen ist nun endgültig geschlossen, Chefarzt Daniel Trötschler verlässt die Spital STS AG.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.