Qualität gegen Geld: Wenn Spitäler den Besitzer wechseln

Weniger Personal, mehr Druck: Eine Studie deutet an, dass sich die Betreuungsqualität nach der Übernahme von Spitälern durch private Fonds verschlechtert.

, 14. Februar 2025 um 08:18
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Wie wirkt sich die private Übernahme auf die Erfahrungen der Patienten im Krankenhaus aus? | Symbolbild: Patrick Venegas via Lummi
Ein US-Forscherteam untersuchte die Folgen der Übernahme von Spitälern durch Private-Equity-Gesellschaften. Die Studie zeigt einen Trend auf, der zu beachten wäre – nämlich eine allmähliche Verschlechterung der Patientenerfahrung.
Für ihre Arbeit verglichen die Forscher 73 US-Krankenhäuser, die von Investmentfonds aufgekauft worden waren, mit einer Kontrollgruppe aus 293 anderen Einrichtungen. Ihre Analyse erstreckte sich über mehr als ein Jahrzehnt, von 2008 bis 2019, und konzentrierte sich insbesondere auf die Entwicklung der Patientenerfahrung drei Jahre vor und drei Jahre nach der Übernahme.
  • Bhatla, A., Bartlett, V. L., Liu, M., Zheng, Z., & Wadhera, R. K.: «Changes in Patient Care Experience After Private Equity Acquisition of US Hospitals»., in: JAMA, 333(6), 490-497. Januar 2025
  • doi: 10.1001/jama.2024.23450
Zu den Indikatoren gehörte der Fragebogen Hospital Consumer Assessment of Healthcare Providers and Systems (HCAHPS), ein Standardmassstab für die Zufriedenheit in Spitälern.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Nach einer Akquisition verschlechterte sich die von den Patienten wahrgenommene Qualität der Spitäler stetig. In jedem Jahr nach dem Kauf lagen die Zufriedenheitsindikatoren tiefer als im Vorjahr.
Wie kommt es zu diesem Trend? Die Forscher vermuten, dass der Abstieg auf organisatorische Veränderungen zurückzuführen ist, die von den Investmentfonds eingeführt wurden. Insbesondere wurde ein deutlicher Rückgang der Bereitschaft des Personals, Patienten zu behandeln, festgestellt.
Andere Studien gehen in die gleiche Richtung (siehe hier und hier) – sie zeigen, dass Spitäler, die von Investmentfonds verwaltet werden, tendenziell mit weniger Pflegekräften pro Patient und mit einer geringeren Gesamtpersonalstärke arbeiten.
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine Realität, nämlich dass Massnahmen zur Budget-Optimierung zu einer höheren Arbeitsbelastung der Angestellten führen dürften. Viele frühere Studien bestätigen das Ausmass des Phänomens.

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